Smart Commercial Building – Herausforderungen und Chancen für IT und TGA

Smart Commercial Building – Herausforderungen und Chancen für IT und TGA

16.08.2019 / Thomas Steil / Leiter Competence Center Smart Technologies

Thomas Steil

Aktuell werden alle Bereiche des täglichen Lebens „smartifiziert“. Smart ist in. Die Telefone und Uhren sind schon lange smart. Die Wohnhäuser mittlerweile auch. Sogar Smarte Schuhe kann man kaufen. So langsam setzt sich dieser Trend endlich auch bei gewerblich genutzten Gebäuden durch, und insbesondere Neubauten werden heute gerne durch einen unterschiedlichen Grad von Digitalisierung aufgewertet. Die bisherige Technische Gebäudeausrüstung (TGA) macht gerade einen gewaltigen technologischen Schritt nach vorn und vernetzt sich zunehmend. Bei ComConsult läuft das unter dem Arbeitstitel: „Vom Eternit zu Ethernet“. Endlich wird die Bauwirtschaft wach.

Die Chancen und Vorteile eines smarten Bürogebäudes, des sogenannten Smart Commercial Buildings (SCB), sind klar zu benennen. Es bietet sich endlich die Möglichkeit, die Gebäudenutzung besser an den Bedarf anzupassen und mehr über die tatsächliche Nutzung zu erfahren. Ein Meetingraum, der nicht genutzt wurde, muss auch nicht gereinigt werden. Und ein Meetingraum, der zwar gebucht wurde, aber dann doch nicht genutzt wird, kann automatisch wieder frei gegeben werden. Denn wer kennt es nicht: man ist auf der Suche nach einem Raum und laut Raumbuchung-Software sind alle ausgebucht. Wenn man dann nachschaut, stehen aber etliche leer. Eine solche Problematik lässt sich leicht durch einige preiswerte Sensoren umgehen.

Jedoch müssen die Sensoren richtig in die Infrastruktur eingebunden werden und dort entstehen dann die eigentlichen Probleme. Irgendwie muss eine IoT-Komponente Rückmeldung an das Raumbuchungssystem des Unternehmens senden. Meist bedeutet das eine Verbindung des Sensors mit dem Exchange-Server des Unternehmens. Dies sollte nach Möglichkeit in den Händen der IT liegen. In unseren Projekten stellen wir jedoch immer wieder fest, dass die IT-Planung der Gebäudetechnik zu spät Berücksichtigung findet und oft von anderen Gewerken „mitgeplant“ wird. Von Integration der Lösung und Verständnis für die Problemstellungen keine Spur.

Oftmals plant der Elektroplaner das Funknetz der neuen Gebäudetechnik nebenbei, was nicht selten in einer Rasterplanung mündet. Wenn dies dann sogar beim WLAN geschieht, kann die Anforderung einer flächendeckenden Abdeckung nur auf dem Papier erfüllt werden und spätestens, wenn man mit seinem Mobiltelefon und WLAN-Call durch das Gebäude läuft, findet man die weißen Flecken. Power over Ethernet (PoE) nimmt einen immer wichtigeren Stellenwert ein, und zukünftig werden Komponenten wie Beleuchtung Teil der IT sein. Dieser Herausforderung sollte man rechtzeitig und gut geplant entgegentreten.

Die Anforderungen an die Gebäude-IT haben sich in den letzten drei Jahren grundlegend gewandelt und das böse Erwachen kommt dann leider erst mit der Inbetriebnahme. Diese Fehler kann man vermeiden! Momentan gibt es täglich neue Produkte und Technologien, teilweise von etablierten Firmen, aber auch von Start-Ups, die die Immobilienbranche digital revolutionieren wollen. Diese Proptechs denken anders und setzen oftmals Technologien voraus, die in anderen Bereichen schon lange Standard sind, jedoch in der Immobilienbranche bisher kaum genutzt wurden. So kommen auch die Hersteller von IT-Komponenten langsam aber sicher auf die Idee, spezialisierte Komponenten anzubieten. Das reicht vom Smart Building Switch bis zur Firewall, welche die BACnet Daten analysiert und filtert.

Daher ist ein ganzheitlicher Planungsansatz, der die Anforderungen der Gebäudetechnik und der IT kennt und zusammenführt beim Bau moderner Gebäude zwingend erforderlich. Nur so kann ein Zusammenspiel unterschiedlichster Technologien sinnvoll funktionieren.

Hinzu kommen neue Planungsmethoden wie Building Information Modeling (BIM), die sich langsam aber sicher in der Bauwirtschaft, auch in Deutschland, etablieren. Dabei entstehen gerade bei der Einführung Mehraufwände, die es abzuschätzen und einzuplanen gilt.

Hier haben wir als Beratungs- und Planungsunternehmen schon vor einigen Jahren begonnen unsere Prozesse anzupassen und sind auf einige Stolpersteine und Probleme gestoßen. Von diesen Erfahrungen können auch unsere Kunden zukünftig profitieren.

Insgesamt ist das Zusammenspiel von BIM, Sensoren, IoT, Netzwerk, Cyber-Security, Funktechnologie nur durch eine qualifizierte Planung zu erreichen, die rechtzeitig in den Bauprozess integriert werden muss.

Einen grundlegenden Überblick liefert die Veranstaltung IT-Infrastrukturen für das Gebäude der Zukunft.

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