Bandlaufwerke und LTO – immer noch eine Erfolgsgeschichte

Die aktuelle Entwicklung

Sowohl auf technischer Ebene als auch bei der Verwendung von Tape gibt es weiterhin deutlich positive Trends.

Die Roadmap für LTO-Tapes sieht aktuell sehr vielversprechend aus. Man geht weiterhin davon aus, dass sich die Kapazität einer Tape-Cartridge (bei gleichbleibendem Formfaktor) mit jeder Generation ungefähr verdoppelt. Die aktuelle Generation (LTO-10) unterstützt dabei eine Rohkapazität von 30 TB pro Cartridge, während die bereits geplante Generation 14 diese Kapazität auf 576 TB nahezu verzwanzigfachen soll. Diese Kapazität würde es vielen Kunden der ComConsult ermöglichen, ihren kompletten Storage auf nur einem einzigen Tape zu sichern. Das klingt zunächst sehr spannend, doch dabei habe ich natürlich bewusst ein paar Punkte unter den Tisch fallen lassen:

• Erwartet wird LTO-14 für das Jahr 2040. Bis dahin werden erheblich mehr Daten zu sichern sein. Doch kann man festhalten, dass LTO auch weiterhin mit seiner Kapazität den Anforderungen an ein effektives und effizientes Backup-Medium gerecht wird.
• Die Übertragungsrate beim Lesen und Schreiben von Tapes stagniert seit einigen Jahren und Generationen. Zwar ist die Rohkapazität seit 2015 um den Faktor 5 gestiegen, die Übertragungsrate hat sich jedoch nur um ein Drittel verbessert. Bleibt das so, dann reicht zwar theoretisch ein Tape für alle Daten, aber unter optimalen Bedingungen dauert es 17,5 Tage, um das Tape komplett zu befüllen oder auszulesen. Das ist für Voll-Backups oder vollständige Wiederherstellungen bei einem Komplettausfall nicht tragbar.

Gerade der zweite Punkt ist kritisch, doch rechne ich hier persönlich mit neuen Ansätzen und Technologien. IBM hat für sein proprietäres Format (TS1180) zum Beispiel angekündigt, Übertragungsraten von 1.000 MB/s zu unterstützen. Es wäre ungewöhnlich, wenn LTO nicht nachziehen würde.

Was die Verbreitung von Tape bzw. die verkaufte Kapazität in Form von LTO-Tapes angeht, sieht es ebenfalls gut aus. 2024 wuchs die insgesamt verkaufte Kapazität an LTO-Tapes um über 15 % gegenüber 2023. Und der detailliertere Bericht aus dem Jahr 2024 zeigt seit 2011 bis einschließlich 2023 ein stetiges Wachstum der verkauften Kapazität mit leichten Einbrüchen in den Jahren 2018 und 2020.

Berücksichtigt man des Weiteren, dass es auch proprietäre Tape-Lösungen gibt, wie z.B. IBM TS11xx, so ist mit dem Verschwinden von Tape-Laufwerken und Medien noch lange nicht zu rechnen.

Tapes und Ransomware

Einer der Gründe für den plötzlichen Anstieg der Verkaufszahlen dürfte in der zunehmenden Bedrohung durch Ransomware und der damit verbundenen Angst liegen. Ransomware ist im Netzwerk Insider kein neues Thema und taucht immer wieder auf, daher hier nur eine kurze Wiederholung: Ransomware versucht, alle Daten zu verschlüsseln, auf die sie Zugriff hat, sei es lokal oder über das Netzwerk. Und genau hier liegt der Charme von Tape: Wenn man einmal Daten auf Tape gesichert hat und das Tape danach entnimmt und an anderer Stelle lagert, hat Ransomware keine Chance mehr, dieses Backup zu verschlüsseln. Ähnlich verhält es sich mit Archivdaten.

Wer nun aus organisatorischen oder finanziellen Gründen die Tapes nicht aus dem jeweiligen System entfernen und an anderer Stelle offline lagern kann, hat eine zusätzliche Möglichkeit: Tapes unterstützen seit Langem WORM (Write Once Read Many), bei dem einmal geschriebene Daten nicht mehr verändert werden können. Dieses Feature ist in Hardware realisiert und lässt sich daher nicht umgehen. Damit kann Ransomware hier keinen Schaden anrichten. Der Preis, den man dafür zahlt: Ist das WORM-Tape einmal voll beschrieben und werden die Daten nicht mehr benötigt, kann man das Tape nur noch entsorgen. Das bedeutet, man muss sich zwischen einem höheren Aufwand durch Auslagerung oder höhere Kosten durch Nutzung von WORM entscheiden.

Da Ransomware uns wahrscheinlich noch eine sehr, sehr lange Zeit begleiten wird – es ist ein einfaches und lukratives Geschäft – wird Tape für Unternehmen weiterhin interessant bleiben. Noch etwas, was deutlich gegen das Ableben von Tape spricht.

Fazit

Bandlaufwerke und die zugehörigen Medien sind seit vielen Jahrzehnten ein fester Bestandteil der IT – und werden es voraussichtlich noch lange bleiben. Ihre Vorteile in Bezug auf niedrige Kosten pro Kapazität sowie die einfache Umsetzung von Offline-Backups und Schutz vor Ransomware sprechen dafür. Warten wir ab, wie die Situation in 20 Jahren aussieht.