SOC und automatisiertes Security Monitoring: Warum Mensch und Technik zusammengehören
21.10.2025 / Esther Perl
Cyberangriffe nehmen weltweit zu – und sie werden immer raffinierter. Zunehmend ist in den Nachrichten von erfolgreichen Cyberangriffen auf Unternehmen und öffentliche Institutionen zu lesen – und dabei spielt die Größe der betroffenen Organisationseinheit kaum eine Rolle. Vom kleinen und mittelständischen Unternehmen bis zum internationalen Konzern sind alle Unternehmen im Visier. Die Frage ist mittlerweile nicht mehr, ob man Ziel eines Angriffs wird, sondern wann.
Genau deshalb rückt in der Informationssicherheit das Security Monitoring in den Mittelpunkt. Moderne Systeme zur Angriffserkennung, die auf KI und Machine Learning basieren, erkennen ungewöhnliche Aktivitäten in Echtzeit und sind damit heute Stand der Technik. So leistungsfähig wie automatisierte Systeme zur Angriffserkennung heutzutage auch sind – können sie allein die ganze Dimension einer potenziellen Bedrohung erfassen?
Das SOC: Schaltzentrale der digitalen Verteidigung
Ein wesentlicher Bestandteil von Security Monitoring ist das Security Operations Center (SOC). Es ist die zentrale Stelle, an der sicherheitsrelevante Ereignisse zusammenlaufen, die von Systemen zur Angriffserkennung sowie von anderen Monitoring-Tools gemeldet werden. Spezialisierte Security-Analysten mit unterschiedlichen Erfahrungsstufen bilden das SOC-Team und steuern gemeinsam mit den unterstützenden Systemen die Erkennung und Behebung von Sicherheitsvorfällen. Dabei prüft das SOC-Team die gemeldeten sicherheitsrelevanten Ereignisse, ordnet diese ein und veranlasst bei Bedarf Sofortmaßnahmen. Zur Vorbeugung von Sicherheitsvorfällen analysiert das SOC-Team systematisch wiederkehrende Muster und Schwachstellen. Mithilfe eines Schwachstellen-Registers werden Risiken frühzeitig identifiziert und präventive Maßnahmen ergriffen.
In der Praxis arbeitet ein SOC dabei meist mit einem Log-Management und einem Security Information and Event Management (SIEM), die sich als wesentliche Instrumente für Detektion und Analyse von sicherheitsrelevanten Ereignissen erwiesen haben. SOAR-Systeme (Security Orchestration, Automation and Response) werden zunehmend für die automatisierte Reaktion auf Sicherheitsvorfälle genutzt, um die Bearbeitung von Vorfällen zu beschleunigen und wiederkehrende Aufgaben zu automatisieren.
Damit wird deutlich: Automatisierung ist kein Gegenpol zum SOC, sondern integraler Bestandteil. Während automatisierte Systeme zur Angriffserkennung die enorme Datenbasis liefern, bringen die Analysten das entscheidende Kontextwissen ein, priorisieren die vom System gemeldeten Ergebnisse und übersetzen sie in fundierte Entscheidungen, die für die Sicherheit des Unternehmens maßgeblich sind.
Systeme zur Angriffserkennung: Schnelllebigkeit vs. Komplexität
Systeme zur Angriffserkennung sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Sicherheitsarchitektur geworden. Sie analysieren rund um die Uhr Log-Daten, Netzwerkaktivitäten und Nutzerverhalten und liefern damit eine wertvolle Grundlage für den Schutz vor Angriffen. Ihre Stärken liegen in Geschwindigkeit und kontinuierlicher Überwachung, was zu einer deutlichen Entlastung für Sicherheitsteams führt.
Dennoch bleibt eine Anfälligkeit für Fehlalarme, da Systeme zur Angriffserkennung die Komplexität realer Bedrohungsszenarien nicht vollständig abbilden können. Gerade deshalb ist das enge Zusammenspiel mit menschlicher Expertise entscheidend – erst durch die Bewertung durch Sicherheitsexperten wird aus der Vielzahl an Meldungen ein handlungsrelevantes Lagebild.
Wenn Mensch und Maschine zusammenspielen
Besonders in der täglichen Arbeit im SOC wird deutlich, wie wichtig die Verbindung von Automatisierung und menschlicher Expertise ist. Systeme zur Angriffserkennung registrieren und melden eine Vielzahl von Auffälligkeiten – von ungewöhnlichen Login-Versuchen bis hin zu verdächtigem Datenverkehr. Analysten priorisieren diese Meldungen, sortieren Fehlalarme aus und vertiefen die Analyse bei kritischen Ereignissen.
Unterstützt durch Machine-Learning-Verfahren lassen sich Muster schneller erkennen und Trends langfristig sichtbar machen. Doch erst durch die fachliche Bewertung des Security-Analysten entsteht ein vollständiges Lagebild, das sowohl akute Bedrohungen adressiert als auch die Grundlage für eine nachhaltige Sicherheitsstrategie bildet.
Besonders wichtig: Menschliche Analysten können Kontextwissen einfließen lassen, das für das technische System unsichtbar bleibt – etwa interne Projektabläufe, Veränderungen in der Organisation oder branchenspezifische Besonderheiten. Dieser zusätzliche Blickwinkel macht den Unterschied zwischen einem bloßen Alarm und einer tatsächlich relevanten Bedrohung.
Ein oft unterschätzter Aspekt: SOC-Analysten agieren auch oft als Schnittstelle zwischen IT und Fachbereichen. Sie übersetzen technische Warnungen in eine für Management und Fachabteilungen verständliche Sprache und ermöglichen damit fundierte Entscheidungen auf Unternehmensebene – ein Faktor, den Automatisierung zwar unterstützt, aber nicht ersetzen kann.
Die Zukunft: Mehr KI – doch auch mehr Mensch
Erfahrungen zeigen, dass Technik allein nicht ausreicht, um Unternehmen zuverlässig vor Cyberangriffen zu schützen. Security Monitoring und Systeme zur Angriffserkennung entfalten ihre volle Wirkung erst in enger Kombination mit menschlicher Expertise. Analysten interpretieren, priorisieren und bewerten, während automatisierte Systeme rund um die Uhr überwachen und Muster erkennen.
In den kommenden Jahren wird Security Monitoring noch stärker von der Kombination aus Technik und menschlicher Expertise geprägt sein. Während KI und Machine Learning die Automatisierung weiter vorantreiben, bleibt der Mensch als strategischer Entscheider unverzichtbar. SOC-Teams entwickeln sich zunehmend von reaktiven Einheiten hin zu proaktiven Sicherheitszentren, die Bedrohungen nicht nur erkennen, sondern auch deren Entstehung vorwegnehmen können.
Damit wird das SOC zu einem entscheidenden Bestandteil in der gesamten Unternehmensstrategie – eng verzahnt mit Risikomanagement, Compliance und Business Continuity Management. Gleichzeitig gewinnt der Faktor Resilienz an Bedeutung. Unternehmen werden nicht nur darauf achten müssen, Angriffe abzuwehren, sondern auch ihre Fähigkeit stärken, im Ernstfall schnell wieder handlungsfähig zu werden. SOC-Teams spielen dabei eine Schlüsselrolle, da sie nicht nur Erkennung, Behebung und Abwehr, sondern auch forensische Analyse und Lessons Learned in die Sicherheitsstrategie einbringen.
Fazit
Wer also glaubt, Automatisierung alleine werde die Zukunft sichern, unterschätzt die Realität: Die Zukunft wird durch eine noch engere Integration von KI-gestützten Monitoring-Lösungen in SOC-Strukturen geprägt sein. Nur durch die enge Kombination aus Mensch und Technik lassen sich Bedrohungen frühzeitig erkennen und nachhaltig abwehren.
Damit zeichnet sich die Zukunft so ab: Unternehmen, die schon heute beginnen, diese Balance zwischen Automatisierung und menschlicher Analyse zu etablieren, schaffen nicht nur Sicherheit im Hier und Jetzt, sondern bereiten sich auch auf die Herausforderungen der kommenden Jahre vor. Denn mit zunehmender Vernetzung, Cloud-Nutzung und dem Einsatz von IoT-Systemen (Internet of Things) werden Angriffsflächen weiterwachsen – und nur wer Technik und Expertise gleichermaßen berücksichtigt, bleibt langfristig widerstandsfähig.





