aus dem Netzwerk Insider Januar 2025
ComConsult-Mitarbeiter haben in 2024 in ungefähr 300 Projekten gearbeitet. Da unser Leistungsspektrum die Schwerpunkte der Tätigkeit der IT-Abteilungen unserer Kunden widerspiegelt, lässt sich anhand der bei ComConsult obligatorischen Zeiterfassung in Projekten gut ablesen, womit sich die IT in verschiedenen Organisationen beschäftigt. Die Betrachtung einer dreistelligen Anzahl von Organisationen verschiedener Branchen ermöglicht dabei eine Analyse mit einem hohen Grad an statistischer Signifikanz.
Welcher Bereich nimmt den Spitzenplatz ein?
Bevor Sie weiterlesen, können Sie raten, welcher Bereich den Spitzenplatz in der Hitliste der Projekte belegt. Und Ihre Vermutung wird sehr wahrscheinlich richtig sein: Es ist die Informationssicherheit, für die wir in Projekten im Vergleich zu anderen Schwerpunkten am meisten tätig werden.
Das Themenfeld Informationssicherheit ist in unseren Projekten breit gefächert. Für eine zunehmende Anzahl von Organisationen werden wir tätig, weil diese Organisationen aus regulatorischen Gründen ihre IT-Sicherheitslösungen und die zugehörigen Prozesse dokumentieren müssen. Dieser Dokumentationsaufwand nimmt aufgrund der steigenden Anzahl von Regularien wie KRITIS und NIS2-Richtlinie zu. Auch Regularien, die einen abweichenden Fokus von der Informationssicherheit im engeren Sinne haben, sind zu berücksichtigen, wie DSGVO und sicher auch die jetzt einzuhaltende KI-Verordnung der Europäischen Union.
Neben der Dokumentation zu Zwecken der Einhaltung der Regularien und der Vorbereitung auf Audits verursacht die Umsetzung von Maßnahmen, die in den vergangenen Jahren nicht im großen Stil implementiert wurden, einen signifikanten Aufwand. Besonders zu nennen sind hier die Projekte rund um das Security Information and Event Management (SIEM) und den Aufbau von Einrichtungen namens Security Operations Center (SOC).
Einige spezielle Technik-Gebiete tragen ebenfalls zur Grundlast im Bereich IT-Sicherheit bei, zum Beispiel Network Access Control (NAC).
Netze und Infrastrukturen sind regelmäßig zu modernisieren
Bevor ich auf weitere Schwerpunkte in IT-Projekten eingehe, muss ich einschränken, dass die ComConsult-Sicht auf das Tätigkeitsfeld der IT-Abteilungen den selbstverständlich großen Bereich der Fachapplikationen weitgehend ausklammert. Unter Fachapplikationen meine ich hauptsächlich sogenannte branchenspezifische Lösungen mit zugehöriger Software. ComConsult befasst sich in Projekten hauptsächlich mit branchenunabhängigen Technologien und Lösungen. Jede IT-Abteilung muss sich jedoch neben den nichtbranchenspezifischen Lösungen auch mit Fachanwendungen befassen, die für die betreffende Organisation relevant sind.
Diese Einschränkung vorweggeschickt, komme ich auf zwei Tätigkeitsschwerpunkte, die – getrennt betrachtet – in der Hitliste der Projekte direkt auf die Informationssicherheit folgen. Zusammen genommen übertreffen sie sogar die Tätigkeit im Bereich der Informationssicherheit. Ich meine die Disziplin „Netze und Infrastrukturen“. Wir haben bei ComConsult seit Jahrzehnten die diesbezüglichen Spezialisierungen arbeitsteilig in zwei Bereiche aufgeteilt: passive und aktive Infrastrukturen. Ersteres ist in der Regel fest mit Gebäuden verbunden und hat einen längeren Lebens- und Abschreibungszyklus. Als ich vor über 35 Jahren angefangen habe, Organisationen beim Aufbau von Netzen und Infrastrukturen zu beraten, gab es ein wichtiges Ziel: Die informationstechnische Verkabelung muss mindestens 10 Jahre nutzbar sein. Mit ein bisschen Stolz kann ich nun sagen, dass wir dieses Ziel weit übertroffen haben. Beispiel ist unser eigenes Bürogebäude: Die IT-Verkabelung darin wurde vor ungefähr einem Vierteljahrhundert aufgebaut und hat sich seitdem nicht geändert.
Einen derart langen Lebenszyklus kann man beim aktiven Netz nicht erreichen. Die Netztechnologie musste in den letzten vier Jahrzehnten mit dem Tempo der Entwicklungen in den Bereichen Prozessoren und Speicher sowie mit dem Innovationstempo bei Applikationen Schritt halten. Als Berufsanfänger habe ich Lokale Netze mit einer Shared-Übertragungsrate von 10 Mbit/s und Weitverkehrsnetze mit Leitungen der Übertragungsrate 64 kbit/s konzipiert. Die heutige LAN-Technologie erstreckt sich von 1 Gbit/s bis 400 Gbit/s. Zwischen Cheapernet und dem heutigen LAN liegen zwei bis fünf 10er Potenzen sowie drei bis fünf Technik-Generationen.
Erlauben Sie mir eine Analogie zwischen dem physischen Verkehrswesen und der Welt der Netze: Wenn die passive Infrastruktur dem Straßennetz entspricht, entspricht die aktive Netztechnik in den Bereichen LAN, WAN und Funk (WLAN, Mobilfunk und weitere Lösungen) den Fahrzeugen, die auf den Straßen unterwegs sind. Letztere müssen in kürzeren Abständen modernisiert werden als die Straßen. Wenn man die Modernisierung in jedem der beiden Bereiche auslässt, gerät man in eine ähnliche Situation wie die der einstürzenden oder zwangsläufig zu sperrenden Brücken.
Die Modernisierung der Netze und der dafür erforderlichen Infrastrukturen bilden das Grundrauschen der Projekte, seit ich bei ComConsult arbeite.
Data Center und Cloud
Neben Netzen und den dafür benötigten Infrastrukturen beschäftigen wir uns mit den zwei weiteren Säulen der IT: Compute und Storage. Das Bild einer Triga ist hier durchaus angebracht: Die Zugpferde der IT sind Rechenleistung, I/O-Leistung und Übertragungsleistung. Wie bei einem Dreigespann kann es vorkommen, dass ein Pferd den beiden anderen hinterherhechelt. Und dann kommt ein Technologiesprung in dem bisher langsamsten der drei Bereiche Compute, Storage oder Netz, mit der Folge, dass ein anderes Pferd zum langsamsten wird. So haben sich Data Center in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt. Eine Reihe von unseren Projekten dient genau diesen Erneuerungen. Man muss immer wieder neue Servergenerationen beschaffen, die Virtualisierung dazu anpassen, Volumen und Geschwindigkeit von Storage erhöhen und notfalls das RZ-Netz nachrüsten. Neben Leistungsfähigkeit steigen dabei auch die Anforderungen an die Verfügbarkeit, Sicherheit und den Automatisierungsgrad. Wie die Netze müssen daher auch Rechenzentren regelmäßig modernisiert werden.
Die RZ-Modernisierung steht seit ungefähr zehn Jahren in einer gewissen Konkurrenz zu Cloud Computing. Wie viel Cloud und wie viel OnPrem? Das ist die Frage, mit der sich fast jede Organisation regelmäßig befassen muss. Diese Frage wird daher in Projekten wiederholt gestellt.
Intelligente Dinge
ComConsult begann in den 1980er Jahren als Unternehmen mit dem Schwerpunkt der Vernetzung in der Industrie. Wir waren damals mitten in der dritten industriellen Revolution, nämlich der Automatisierung der Produktion mit Robotern, industriellen Steuerungen, Regelungstechnik und der Vernetzung all dieser Anlagen. Diese Vernetzung haben wir in den letzten nunmehr fast vier Jahrzehnten ständig begleitet. Die dritte mündete in der vierten industriellen Revolution, deren Wesensmerkmal das Internet of Things (IoT) ist. Autos, die schon im Entstehen vernetzt werden, um zum Beispiel Software zu bekommen, sind nur ein Beispiel für die vernetzten Dinge.
Intelligente Dinge sind jedoch überall zu finden, zum Beispiel im modernen Bauwesen. Ein wachsendes Tätigkeitsfeld in unseren Projekten ist die Digitalisierung von Gebäuden. Die Technische Gebäudeausrüstung (TGA) geht den Weg der Vernetzung, mit allen damit verbundenen Herausforderungen wie der IT-Sicherheit. Natürlich baut oder bezieht nicht jede Organisation jährlich ein neues Gebäude. Jedoch befasst sich jederzeit ein gewisser Anteil unserer Kunden mit einem solchen Projekt.
Modern Workplace
Die TDM-Telefonie entwickelte sich zur IP-Telefonie, daraus wurde Unified Communications, die dann zu Unified Communications and Collaboration ausgebaut wurde. Mittlerweile spricht man vom „Modern Workplace“ und fasst darunter die Technologien und Lösungen zusammen, mittels derer Menschen im beruflichen Umfeld kommunizieren und zusammenarbeiten – vom modernen Endgerät bis zu KI-gestützten Abläufen. Dieser Technologiebereich hat sich in den genannten Entwicklungsstufen gewandelt und ist dabei unabhängig von den durchlaufenden Metamorphosen ein Schwerpunkt der IT-Projekte geblieben.
Ausblick
Der Grad, zu dem Sie Ihre eigene Tätigkeit in den hier genannten Schwerpunkten wiederfinden, mag unterschiedlich sein. Wenn der Beitrag Ihnen vermittelt hat, „womit sich die anderen befassen“, hat er sein Ziel erreicht.
Ein Ausblick anhand der Themen, die aktuell die meiste Aufmerksamkeit erwecken, darf zum Schluss nicht fehlen. Meine Prognose ist, dass hauptsächlich zwei Entwicklungen immer stärker in den Fokus der IT-Abteilungen rücken werden. Die erste ist keine neue, und trotzdem gewinnt sie noch mehr Dynamik: Die zunehmenden Regulationen wie NIS2 zwingen zu mehr Dokumentation und vor allem zu zusätzlichen Mechanismen und Maßnahmen im Bereich der Cyber Security.
Der zweite Trend erwächst einerseits aus der Not (Arbeitskräftemangel) und andererseits aus der technologischen Entwicklung (Künstliche Intelligenz). In den kommenden Jahren kommt es darauf an, die KI-Potenziale für IT-bezogene Arbeiten zu nutzen, die ansonsten mangels Personals liegen blieben.





