Am letzten Wochenende führte ich eine Netzwerkanalyse im Heimnetzwerk der Familie meiner Partnerin durch – mit fragwürdigen Ergebnissen. Zwei unbekannte IoT-Geräte mit der Kennung „Espressif“ waren plötzlich aktiv. Eines davon entpuppte sich als Teil der Solaranlage, das andere dagegen verhielt sich völlig rätselhaft: Trotz intensiver Scans ließ es sich nicht identifizieren, und in Wireshark sah ich, wie es aggressiv TCP-Verbindungen zu meinem Laptop aufbaute. Erst nach dem Bannen des Geräts via MAC-Filter war Ruhe. Diese persönliche Beobachtung zeigt eindrücklich, dass selbst einfache, billige Smart-Home-Komponenten mehr tun können, als sie offiziell sollten [1]. Günstige IoT-Geräte (v.a. aus Fernost, z.B. ESP32-basierte Module) besitzen oft versteckte Funktionen und Sicherheitslücken, die das ganze Heimnetz gefährden können [2].
Traditionell denkt man bei Smart Home an Komfort, doch in Wahrheit lauern hier erhebliche Risiken. Der Kaspersky-IoT-Scanner warnt schon lange: „Das Internet der Dinge ist wie kaum etwas anderes verwundbar“ [2]. Experten fürchten vor allem Geräte chinesischer Hersteller (wie Espressif/ESP32-Chips), denn diese könnten unbemerkt Daten nach Hause funken oder gar Hintertüren für Spionage enthalten [1],[3]. Auch wenn ein Gerät nur als „Lampe“ oder „Alarmanlage“ vermarktet wird, kann es im Hintergrund im Netzwerk herumschnüffeln, andere Geräte erkennen oder sogar mit fremden Servern kommunizieren.
Verbindungen zu externen Servern: Viele Smart-Home-Komponenten koppeln sich automatisch an Cloud-Dienste oder Hersteller-Server. Dabei werden Diagnosedaten, Nutzungsstatistiken oder im schlimmsten Fall WLAN-Passwörter übertragen, oft ohne Wissen des Nutzers. Gerade Hersteller außerhalb der EU wie Espressif sind dabei wenig transparent. Es besteht die Gefahr, dass sensible Daten unverschlüsselt ins Internet gelangen oder Geräte ferngesteuert über fremde Server Updates beziehen [3].
Netzwerkscans durch IoT-Geräte: Einige IoT-Geräte durchkämmen ihr Heimnetzwerk aktiv, um neue Geräte zu finden oder automatische Updates zu prüfen. Im Idealfall sind das „freundliche“ Scans, aber sie eröffnen Angreifern auch Angriffspunkte. Unter Schadsoftware (z.B. dem Mirai-Botnet) wird daraus ein Jagdmodus: Mirai etwa scannt heimlich das Netzwerk nach Geräten mit offenen Ports oder Standardpasswörtern, um sie zu infizieren [4]. Ein infiziertes Gerät wird so selbst zu einem Angreifer im eigenen Netz. Dieses Risiko lässt sich leicht übersehen, wenn man nicht selbst beobachtet, wie ein scheinbar harmloses Modul andere Geräte abklopft.
Unsichere Schnittstellen und offene Ports: Viele günstige ESP32-basierte Boards kommen mit voreingestellten Zugangsdaten oder schwachen Passwörtern, die oft nicht geändert werden können. Häufig sind unnötige Netzwerkdienste aktiviert (z.B. ungesichertes HTTP oder Telnet), die Hacker ausnutzen können. Kasperskys IoT-Scanner findet regelmäßig offene Ports an vermeintlich geschützten Geräten und warnt den Nutzer, diese sofort zu schließen [2]. Im Ernstfall kann ein kompromittiertes IoT-Gerät als Sprungbrett dienen: Es ermöglicht Angreifern, seitlich ins Heimnetz einzudringen und auf NAS, Arbeitsrechner oder andere Systeme zuzugreifen. Radware (Anbieter von Sicherheits- und Netzwerklösungen) rät deshalb, immer Standardpasswörter zu ändern, Fernzugriff zu deaktivieren und das Firmware-Update nicht zu vernachlässigen [4]. Genau das aber wird bei vielen Billiggeräten ignoriert.
Billig-Hardware: ESP32 und Co., eine tickende Zeitbombe: ESP32, ESP8266 und ähnliche Mikrocontroller sind erschwinglich und vielseitig, aber nicht immer sicher. Neueste Forschungsarbeiten zeigen wiederholt kritische Lücken: So entdeckten Sicherheitsforscher kürzlich gleich zwei Schwachstellen im Espressif-eigenen Funkprotokoll ESP-NOW, mit denen sich aufgezeichnete verschlüsselte Pakete erneut ins WLAN senden ließen [5]. In der Praxis könnten Angreifer so beispielsweise eine Alarmanlage ferngesteuert deaktivieren oder Rollläden unbefugt öffnen. Solche Lücken sind besonders gefährlich, wenn sie unbemerkt in alter Firmware schlummern. Und das tun sie oft: Viele Smart-Home-Geräte erhalten nach wenigen Jahren kaum oder keine Updates mehr. Radware betont, dass regelmäßige Firmware-Updates den besten Schutz bieten, ein Luxus, den günstige IoT-Module häufig nicht gewährleisten [4].
Schutzmaßnahmen für das Smart Home: Trotz dieser Risiken muss man sein Hausnetz nicht wehrlos lassen. Sinnvolle Gegenmaßnahmen sind zum Beispiel:
- Separates Netzwerk/VLAN: Schwache IoT-Geräte gehören in ein eigenes WLAN oder VLAN. So können sie maximal ins Internet, aber nicht in sensiblere Netzbereiche wie PC, NAS oder Arbeitssysteme eindringen.
- Netzwerkscanner einsetzen: Kontrollieren Sie Ihr Heimnetz regelmäßig mit Tools wie Nmap, Wireshark, Shodan Search Engine oder einem IoT-Scanner. Diese finden alle verbundenen Geräte und offene Ports [2]. Wer sieht, dass ein unbekanntes Modul plötzlich wieder verbindet, kann es sofort isolieren.
- Verschlüsselung und Updates: Achten Sie auf starke WLAN-Verschlüsselung (WPA2/WPA3) und aktuelle Firmware aller Geräte. Kaufen Sie nach Möglichkeit IoT-Produkte, die lokale Steuerung unterstützen und keine ständige Cloud-Abhängigkeit erfordern.
- Passwörter ändern, unnötiges Deaktivieren: Setzen Sie individuelle Passwörter für jedes Gerät und deaktivieren Sie ungenutzte Dienste (z.B. Fernwartung, UPnP). Ein Gerät mit offenem Port oder einem bekannten Standardpasswort kann weit schlimmer als nur unbequem sein – es kann das ganze Netz kompromittieren [2][4].
- Vorsicht bei Billig-Importen: Kaufen Sie IoT-Geräte von Herstellern, die Update-Zyklen und Datenschutzerklärungen transparent kommunizieren. Misstrauen Sie Billigware ohne erkennbaren Support.
Fazit
Billige IoT- und ESP32-Geräte aus Fernost sind eine zweischneidige Angelegenheit. Einerseits ermöglichen sie günstige Heimautomatisierung, andererseits bringen sie ernsthafte Sicherheitsrisiken mit sich. Von verdeckten Datentransfers und unerwünschten Netzwerkscans bis hin zu einem vollständigen Botnet-Eintrittspunkt. Die Bandbreite an Problemen ist groß [3],[4]. Nur wer diese Gefahren kennt und sein Netzwerk isoliert, überwacht und härtet, kann die Bequemlichkeit eines Smart Homes mit ruhigem Gewissen genießen.
Verweise
[1] https://www.comconsult.com/enterprise-it-iot/ (Abruf: 03.08.2025)





