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ermes2022

Konvergenz von Netzwerken beim Ausfall von Komponenten

05.06.25 / Dr. Markus Ermes

Vor 20 Jahren wurde im Netzwerk Insider über die Konvergenz von Netzwerken beim Ausfall von Switches oder Leitungen diskutiert. Dabei wurden verschiedene Ansätze und Technologien betrachtet. Was war vor 20 Jahren der Stand? Was hat sich getan?

Die Situation vor 20 Jahren

Das Spanning Tree Protocol (STP) war schon vor 20 Jahren nicht mehr in allen Bereichen als Redundanzmechanismus geeignet. Sollte eine Verbindung ausfallen, so musste und muss man mit einer vergleichsweise langen Konvergenzzeit von mehreren Sekunden rechnen. Zwar können viele Anwendungen – eine entsprechende Toleranz bei Timeouts vorausgesetzt – mit einer solchen Verbindungsunterbrechung funktionieren, aber es gab in der Vergangenheit und gibt noch heute viele Szenarien, in denen eine solche Unterbrechung schnell an die Grenzen der Akzeptanz bei den Benutzern stößt. Daher wurden schon damals verschiedene Alternativen betrachtet – vom Rapid Spanning Tree Protocol (RSTP) über Link-Aggregation und proprietäre Erweiterungen bis hin zu Virtual Router Redundancy Protocol (VRRP) und dessen proprietären Verwandten.

Hat sich irgendeine dieser Technologien durchgesetzt? Konnten wir STP in Rente schicken?

Die Situation heute

Heute kommt STP in verschiedenen Umgebungen immer noch zum Einsatz, auch wenn den Verantwortlichen die Nachteile meist bewusst sind. Doch es ist einfach und funktioniert herstellerübergreifend.

Allerdings nimmt seine Verbreitung kontinuierlich ab. Gerade Ansätze wie RSTP oder Multiple Spanning Tree Protocol (MSTP) finden vermehrt Anwendung. Einfache Link-Aggregation ist zunehmend der Multi-Chassis Link Aggregation (MC-LAG) und den jeweiligen herstellerspezifischen Implementierungen gewichen. Ein großer Vorteil: Im Gegensatz zu klassischem STP werden alle Verbindungen genutzt, und es kann eine höhere Gesamtbandbreite erreicht werden.

Doch sowohl im Campus- als auch im Rechenzentrums-Bereich kommen verstärkt Technologien zum Einsatz, die kein STP oder Ähnliches mehr benötigen, da sie oberhalb von Layer 2 ansetzen. Die vielleicht verbreitetsten Kandidaten solcher Fabrics sind VXLAN EVPN (Campus und Rechenzentrum), Cisco ACI (Rechenzentrum), Cisco SDA (Campus) oder verschiedene Abwandlungen von Shortest Path Bridging. Zwar sind Konfiguration und Betrieb deutlich komplexer, jedoch wird diese Komplexität durch Management-Oberflächen und APIs beherrschbar gemacht.

Fazit

STP und RSTP sind auch zwanzig Jahre nach der Diskussion im Netzwerk Insider weiterhin präsent. Dennoch drängen die Hersteller ihre Kunden dazu, auf alternative Lösungen umzusteigen, insbesondere auf proprietäre Fabric-Technologien. Inwiefern man einen solchen Vendor-Lock-In riskieren kann oder will, sollte eine genaue Risikoanalyse und eine Kosten-Nutzen-Rechnung klären.

Ob wir die heutigen Technologien in zwanzig Jahren noch im Einsatz sehen und ob STP bis dahin endgültig ausgedient hat – das bleibt abzuwarten.

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