Nachlese UCC-Tage 2020

03.12.20 / Nils Wantia

Nils Wantia

Die Kommunikation im Jahr 2020 kommt mit ihren ganz eigenen Herausforderungen. Dies gilt insbesondere für Veranstaltungen wie dem jährlich stattfindenden ComConsult-UC-Forum. Eine Präsenzveranstaltung mit großem Plenum, einer Ausstellung und lebhafter Happy Hour war in diesem Jahr nicht durchführbar. Stattdessen gab es eine Premiere: Die ComConsult-UCC-Tage, eine reine Online-Veranstaltung, ganz im Sinne der Zeit, sowohl im Format als auch inhaltlich.

Denn thematisch lag der Fokus auf Unified Communications und Collaboration, einem Feld das nicht erst seit der Pandemie großen Aufschwung erlebt, durch diese aber noch einmal zusätzlichen Aufwind bekommen hat, wie man unschwer den Medien entnehmen kann. Auch unsere Beratungsprojekte sowie die Erfahrungen der Hersteller selbst fügen sich in das Bild.

Umso wichtiger ist es demnach geworden, sich intensiv mit dem Thema Kommunikation und Zusammenarbeit auseinanderzusetzen. So konnten wir in den letzten Monaten häufig beobachten, dass der Fokus insbesondere auf schnellem Handeln lag, was zwar durchaus nachvollziehbar ist, denn schließlich ging es in vielen Fällen darum, quasi über Nacht ganzen Belegschaften die Zusammenarbeit unter Pandemie-Bedingungen zu ermöglichen. Dennoch ist nach monatelangen “Sofortmaßnahmen” die Zeit gekommen, sich Gedanken über die weitere Zukunft zu machen. Dazu gehört eine kritische Betrachtung der aktuellen Lösung und die Überlegung, wie es in diesem Feld weitergehen soll, ohne dass dauerhaft wichtige Anforderungen an die Vertraulichkeit, den Datenschutz oder die Nutzbarkeit vernachlässigt werden.

UCC-Produkte

Dazu gehört ebenfalls ein Blick auf die am Markt möglichen Lösungen, da auch dort aktuell, getrieben von der immensen Nachfrage, reichlich Bewegung stattfindet. Aus diesem Grund gab es Redner-Beiträge vieler großer Hersteller von UCC-Lösungen, um ein möglichst ausgeglichenes und umfassendes Bild zu zeichnen. Dabei kamen neben Microsoft und Cisco auch Avaya und innovaphone zu Wort, um von Integrationsmöglichkeiten, Zukunftsperspektiven und Funktionen zu sprechen und sich kritischen Fragen zu stellen.

Praxisbericht

Wie die Umstellung auf eine UCC-Lösung in der Praxis aussieht, konnten Herr Lechner und Herr Seichter von der Nürnberger Versicherung veranschaulichen. So zeichneten sie in ihrem Praxisbericht das Bild einer erfolgreichen Migration auf eine moderne Lösung, wobei sie auch auf die Schwierigkeiten einer realen Transition eingingen, die von den Herstellern gern ausgelassen oder vereinfacht werden. Dabei sticht ein Punkt heraus, über den sich aktuell kaum noch jemand Gedanken macht: Was passiert nach der Umstellung auf eine UCC-Lösung? Kommt man davon wieder weg oder bindet man sich auf ewig an einen Anbieter? So umfassend die Migration zu einer UCC-Lösung auch sein mag, bei einer Umstellung ergeben sich noch einmal ganz andere Fragen. Zwar scheint die technische Umstellung in der Cloud schnell vollzogen zu sein, aber die gesammelten Daten – eigentlich ein großer Vorteil dieses Ansatzes – können nicht einfach zu einem anderen Anbieter portiert werden. Hierfür gibt es bislang noch keine zufriedenstellende Lösung.

Alternative Open Source?

Da bei dieser Veranstaltung ein besonderer Fokus auf den verfügbaren Lösungen lag, durfte auch ein Blick über den Tellerrand nicht fehlen. So werden Lösungen aus dem Bereich Open Source oftmals nicht für voll genommen und dementsprechend ignoriert. Unser Themenblock zu Open Source mit Vorträgen und Diskussionen zeigte, dass es hier durchaus ernsthafte Konkurrenz zu den großen Herstellern gibt. Während die großen US-geprägten Unternehmen sich derzeit kritischen Fragen zum Thema Sicherheit und Datenschutz stellen müssen, können Open-Source-Lösungen gerade bei Fragen des Datenschutzes, der Standortwahl sowie der Kontrolle über die eigenen Daten und Strukturen punkten. Denn diese Fragen werden künftig wieder stärker in den Vordergrund rücken müssen, nicht zuletzt mit einem Blick auf öffentliche Verwaltungen sowie den gesamten Bildungsbereich, der derzeit sehr stark von Unternehmen wie Zoom und Facebook (WhatsApp) geprägt ist. Wie es hier in Zukunft weitergeht, bleibt eine der spannendsten Fragen der Branche.

Absicherung nach BSI

Dass man Videokonferenzsysteme – und dazu zählen ausdrücklich auch UCC-Lösungen – systematisch absichern kann, zeigte Leonie Herden von der ComConsult in ihrem Beitrag. Zu diesem Zweck zog sie das Kompendium Videokonferenzsysteme des BSI heran und schilderte Maßnahmen zur Umsetzung, stellte den Lösungsbezug zu den Systemen am Markt her und zeigte Praxisbeispiele aus dem Beratungsgeschäft. Dort tauchen inzwischen vermehrt Fragestellungen zum Thema Sicherheit bei Videokonferenzen auf, nachdem diese in den letzten Monaten häufig zwangsläufig vernachlässigt werden mussten.

Was ist eigentlich mit dem Anwender?

Wer denkt bei all diesen Herausforderungen noch an den Anwender? Als Architekt einer neuen Plattform für Zusammenarbeit und Kommunikation muss man sich die Frage stellen, ob bei aller Vielfalt und Fülle an Funktionen, die Benutzbarkeit für den Anwender angemessen bleibt. Denn während sich viele Nutzer über die neuen Möglichkeiten freuen und sie zum Teil bereits kennen, bleiben andere auf der Strecke. Nicht jeder findet sich auf Anhieb in einem neuen Vollbild-Client mit buchstäblich hunderten Funktionen zurecht. Eine Mischung verschiedener Kommunikationslösungen erschwert dieses Problem womöglich noch und zeichnet ein schwer zu überblickendes Bild für einen Anwender, der vielleicht nur telefonieren möchte.

Aus diesem Grund lag ein besonderer Fokus auf der Nutzbarkeit dieser Lösungen sowie auf Wegen, die den Anwender bei der Transformation zu einer neuen Plattform mit einbeziehen, um eine Lösung für alle zu schaffen. Dazu zählen beispielsweise Nutzerbefragungen, die Bereitstellung zusätzlicher Lösungen mit beschränktem Funktionsumfang und natürlich die Berücksichtigung vorhandener Infrastruktur bei der Transformation.

Die inhaltliche Ausrichtung gab zahlreiche Impulse für Diskussionen und Anreize für die Durchführung künftiger Projekte. Zwar hoffen wir, unsere Teilnehmer künftig wieder persönlich in Empfang nehmen zu können, doch die diskutierten Themen rund um Kommunikation und Zusammenarbeit werden uns ganz sicher auch in den kommenden Jahren weiter begleiten.