SIP-Trunks: Ausschreibungserfahrungen

Behrooz Moayeri

ISDN ist noch nicht tot. Aber, um es mit Frank Zappa zu sagen, es riecht schon komisch. 2020 ist das Jahr, in dem alle verbliebenen ISDN-Nutzer dessen Ablösung planen müssen. Die Unternehmen müssen künftig für öffentliche Telefonie statt ISDN sogenannte SIP-Trunks nutzen. Es gibt Erfahrungen aus Projekten, in denen es um die Ausschreibung von Providerleistungen ging. Dazu gehörten auch Trunks gemäß dem Session Initiation Protocol (SIP). 

Was bieten Provider an? 

Die Provider, die bisher ISDN betrieben haben, bieten stattdessen den Anschluss an das öffentliche Telefonnetz über SIP-Trunks an. Die IP-Verbindung zwischen Kunden und Provider kann u.a. dedizierte Leitungen, ein MPLS-VPN oder das Internet nutzen. In der Regel ist dies auch die Reihenfolge von teuer zu billig. Zunächst zu der günstigsten Variante: Im Internet sind natürlich keine Quality of Service (QoS) und keine Service Level Agreements (SLAs) von Ende zu Ende möglich. Außerdem ist das Internet unsicher. Daher müssen die SIP-Trunks verschlüsselt werden. 

Wofür entscheiden sich die Unternehmen? 

Unternehmen, die Wert auf hohe Sprachqualität und Verfügbarkeit der Telefonie legen, entscheiden sich für dedizierte Leitungen oder ein MPLS-VPN als Trägermedium für SIP-Trunks. Letzteres ist sinnvoll, wenn der Provider nicht nur den Anschluss an das öffentliche Telefonnetz, sondern auch das Wide Area Network (WAN) bereitstellen soll. Dann braucht man an dem Standort, der das Kunden-Ende des SIP-Trunks aufnimmt, keine separaten Leitungen für SIP und WAN. Das spart Kosten. In der Regel nutzt man im MPLS-Netz des Providers für den SIP-Trunk ein dediziertes VPN. Denn schließlich handelt es sich beim VoIP-Netz des Providers um ein fremdes Netz, das zumindest virtuell vom internen WAN zu trennen ist. 

Absicherung des SIP-Trunks 

Sowohl der Provider als auch der Kunde müssen ihre jeweiligen Netze schützen. Die dafür erforderliche Komponente heißt bei SIP Session Border Controller (SBC). Der Provider setzt auf seiner Seite einen SBC ein und trennt somit den SIP-Trunk eines bestimmten Kunden vom Providernetz und damit auch von allen anderen angeschlossenen Kunden. Jeder Kunde kann entscheiden, ob er dem Provider vertraut und auf einen eigenen SBC verzichtet. In der Regel entscheiden sich die Unternehmen jedoch für einen eigenen SBC, manchmal Enterprise SBC bzw. E-SBC genannt. Der Hersteller der firmenintern genutzten TK/UC-Lösung gibt in der Regel an, mit welchen SBC-Komponenten seine Lösung interoperabel ist. Gleiches gilt für den Provider des SIP-Trunks. Auch der Provider muss angeben, mit welchen SBC-Komponenten auf der Kundenseite eine Interoperabilität getestet ist. Im Idealfall stellt der Provider Anleitungen für die Konfiguration des Kunden-SBC zur Verfügung. 

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