aus dem Netzwerk Insider September 2024
Doch nicht „Windows 10 forever“ …
Es hieß mal, Windows 10 sei das letzte neue Windows. Artikel, die dies zurückverfolgt haben, führen es auf eine Bemerkung eines Microsoft-Entwicklers zurück. Tatsächlich steht jetzt mit Windows 11 eine neue „Vollversion“ vor der Tür. Was kommt da auf uns zu?
Motivation und Grobeindruck vorab:
Windows 11 ist nicht so revolutionär anders, dass man unbedingt aufwändige Testreihen, Schulungen usw. als Vorbereitungen einplanen muss. Das gilt insbesondere, soweit man im Wesentlichen Microsoft-Office-Anwendungen u.Ä. auf Windows-Clients nutzt. Auch wenn man zunächst nur für solche Büro-Clients auf das aktuelle Windows mit vollem Support übergehen will, lohnen sich dennoch Tests im gewohnten Nutzungsalltag durch eine ausgewählte Gruppe von Friendly Users, mit typischen Varianten der Rechner- und Arbeitsplatzausstattung.
Ein derartiger „produktiver Pilotbetrieb“ wird kleine und grundlegende Probleme zutage fördern, zu denen man Standard-Lösungsangebote für die eigene Umgebung erarbeiten und gezielt zur Verfügung stellen kann. Das ist unterm Strich günstiger, als wenn zufällig Betroffene zu besonders ungünstigen Zeitpunkten und unabhängig voneinander auf vergleichbare Probleme stoßen. Zunächst eher harmlose Startschwierigkeiten können, wenn sie zeitkritische Arbeiten behindern, eine teure Störung darstellen. Wenn man das vermeidet, bringt Windows 11 bei erträglichem Einstiegsaufwand nützliche Neuerungen, die man sich nach und nach zunutze machen kann.
Beispiele für beide Seiten der Medaille gibt es im Folgenden, für Interessierte zumindest teilweise mit Screenshots und weiterführenden Links.
Ein Hang zu Beispielen mit Bezug zu Sicherheitsaspekten und pannenarmem Betrieb ist dabei nicht zufällig: Man kann nur sicher betreiben und nutzen, was man beherrscht und in einem Mindestumfang testet. Das sagt nicht nur das BSI über Anforderungen im Grundschutzkompendium…
Ausgangssituation: Umständehalber vom Windows-10-User zum Windows-11-Tester
Mit Windows 10 22H2 ist laut Microsoft das letzte Windows-10-Release erschienen. Gemäß Lifecycle-Information endet der zugehörige Support bzgl. Windows 10 Home und Pro am 14. Oktober 2025. Die EOS-Information findet man etwa hier: https://learn.microsoft.com/de-de/lifecycle/products/windows-10-home-and-pro. Wer danach zumindest noch Sicherheitsupdates für Windows 10 haben will, muss einen kostenpflichtigen Weg gehen, zum Beispiel über das ESU-Programm (siehe https://learn.microsoft.com/de-de/windows/whats-new/extended-security-updates).
Als Besitzer eines gut funktionierenden Windows-10-Endgeräts muss man deswegen jetzt nicht akut in Hektik verfallen. Anders sieht es aus, wenn man ein älteres Schätzchen nutzt. Dieses kann bei pfleglicher Behandlung z. B. auch die neuesten Windows-10-Releases noch verkraften, ohne zur Arbeitsbehinderung zu werden. Was jedoch, wenn die Hardware langsam Verschleißerscheinungen zeigt und trotz RAM-Erweiterung mit neuestem Office und Teams spürbar zu kämpfen hat?
So kam es jetzt bei mir zu einem zügigen Wechsel auf ein fabrikneues Notebook – gewohnter Hersteller, dabei mit Windows 11 geliefert. Notwendige Entscheidung: Das Gerät auf eigene Gefahr auf eine Windows-10-Installation zurücksetzen, um zunächst eine Umstellung aus Windows-Nutzersicht zu vermeiden? Angesichts der Perspektive, während der üblichen Lebensdauer solcher Geräte doch auf Windows 11 überwechseln zu müssen, nicht so günstig.
So kam ich unversehens in die Situation einer Art „Friendly-User-Test“:
Die ersten, die eine so neue Ausstattung bekommen, können noch nicht auf Erfahrungen anderer im Haus zurückgreifen. Klemmt es irgendwo in typischen Nutzungssituationen, muss man das Problem und den konkreten Bedarf möglichst objektiv schildern. Nur dann hat der eingeschaltete IT-Support eine Chance, gezielt eine passende Lösung zu suchen und anzubieten. Andererseits: Wer zuerst etwas Neues hat, kann zuerst neue Features ausprobieren und nutzen. Das kann Vorteile haben.
Aus dieser Perspektive folgen im Weiteren ein paar Beobachtungen und Eindrücke. Diese sind ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Sie entstammen nicht einem strukturierten Testplan bzgl. „was ist neu bei Windows 11?“ o.ä., sondern schlicht einer ersten Nutzungsphase im Alltag. Rahmenbedingungen sind: schwerpunktmäßige Nutzung als Microsoft-Office-Endgerät inklusive Teams und (Cloud-)Sharepoints zur eigenen und zu Fremdumgebungen, mobile Nutzung im Büro, im Homeoffice, sowie unterwegs via Mobilfunk-Anbieter. Standard-Antiviruslösung des Unternehmens und typische sicherheitsrelevante GPO-Einstellungen sind aktiv.
Erste erfreuliche Eindrücke
Hat man einen neuen Rechner mit neuem Betriebssystem, muss man mit vergleichender Bewertung etwas vorsichtig sein. Man darf weder Wunder erwarten, was die neue Hardware-Ausstattung an besserer Anwendungsperformance bringt, noch lässt sich klar entscheiden, warum etwas schneller geht als vorher. Meldungen der Art „Rechnerstart oder Starten bestimmter Apps geht jetzt deutlich fixer, wegen Windows 11“ wird es hier entsprechend nicht geben.
Doch sind mir die folgenden, weil sicherheitsrelevanten Erfahrungen eine Positivmeldung bzgl. Performance wert:
- Reproduzierbar schnellerer und stabilerer Aufbau von VPN-Verbindungen
Auf dem alten Windows-10-Gerät konnte das fallweise ein Geduldsspiel sein. Mal dauerte es ewig, bis der VPN-Tunnel etabliert war, mal ging er mitten im Arbeiten verloren. Diese Erlebnisse gab es aus dem Homeoffice und nicht nur bei mobilem Arbeiten unterwegs mit schwankender Empfangsgüte zum Providernetz.
Mit dem neuen Windows-11-Notebook sieht das anders aus. Da sich weder am Internetanschluss im Homeoffice noch am anderen Ende (Internet-Zugang und Firmen-VPN-Gateway) etwas geändert hat, schreibe ich die Verbesserung auf Verdacht der Kombination aus neuem Rechner und Windows 11 zu. Sollte Windows 11 an sich mehr Ressourcen konsumieren, funktioniert das mit der neuen Hardware-Ausstattung zusammen trotzdem so gut, dass es solche bessere „User-Experience“ gibt. Das neue Notebook ist dabei kein High-End-Gerät mit teurer Maximalbestückung, sondern guter Durchschnitt oberhalb der Windows-11-Mindestanforderungen.
Probeweise habe ich mal auf ein Split-Tunneling für Teams verzichtet, d. h. auch die Teams-Kommunikation während einer Besprechung durch den VPN-Tunnel geschickt: keine auffälligen Nachteile trotz Präsentierens des eigenen Bildschirms etc. Dies aus einem Homeoffice mit nicht eben heldenhafter Upstream-Bandbreite – da kann man nicht meckern. - Deutliche Performance-Vorteile bei Nutzung von Verschlüsselung im File-Service
Für bestimmte Kundenprojekte nutze ich ergänzend zum Bitlocker-Festplattenschutz noch eine zusätzliche Dateiverschlüsselung.
So kann man das Notebook bei Bedarf trotz erhöhter Sicherheitsauflagen z. B. mal zum IT-Service abgeben, damit dieser sich ein technisches Problem mit irgendwelchen Apps etc. genauer anschauen kann. Natürlich gehören solche Dateien in einen zentralen Ablagebereich zum Projekt, allein schon deswegen, um in die Datensicherung mit eingebunden zu werden.Nachteil: Kann man mit dem früheren Windows-10-Notebook per VPN aus dem Homeoffice solche verschlüsselten Dateien „vom Server“ öffnen und damit arbeiten? Keine Chance! Schon beim Anzeigen der Dateieigenschaften, dem Versuch einer Remote-Namensänderung o.ä. Aktionen landete man unweigerlich in einer nicht endenden Wartesituation.Also immer eine lokale Kopie ziehen, diese bearbeiten und zurückschreiben – das ist keine schöne Arbeitsnotwendigkeit. Positive Erfahrung: Mit der Kombination aus neuem Rechner und Windows 11 ist das nicht mehr zwingend nötig.
Kleines Zwischenfazit:
Erfahrungen der Art „neues Betriebssystem mit all seinen neuen Features frisst die Ressourcenvorteile einer neuen Endgerätehardware mindestens auf“ kann ich nicht beisteuern, im Gegenteil. Gerade deshalb fand ich die beiden Beispiele spannend: Verschlüsselung mit aktueller Qualität ist ressourcenhungrig. Das Endgerät ist dabei stark an dieser Absicherung aktiv beteiligt. Es muss ja Ver- und Entschlüsselung auf seiner Seite leisten. Im vorliegenden Fall war kein Anlass für beliebte Nörgeleien der Art „Sicherheit bremst produktives Arbeiten störend aus“ zu beobachten.
Bei diesen ersten Beispielen muss man noch die neue Hardware-Ausstattung zumindest anteilig mit als Grund der positiven Eindrücke vermuten. Bei den folgenden Beobachtungen geht es dagegen ausschließlich um mit Windows 11 zusammenhängende Neuerungen:
- Angenehmerer Zugang zu Einstellmöglichkeiten
Ohne dass man über aufwändiges Desktop-Arrangement oder sonstige Eingriffe gehen müsste, können in der Taskleiste wichtige Einstellmöglichkeiten als eine Anklickgruppe angezeigt werden (Screenshot 1).Fährt man mit dem Mauszeiger auf eines der Symbole, so bekommt man wie gehabt eine Information zum jeweiligen Thema Vernetzung, Lautsprecher und Mikrofon, Stromversorgung. Klickt man aber irgendwo in den im Screenshot 1 grau umrandeten Bereich, bekommt man als Popup eine Art Dashboard zu allen drei Themenbereichen (siehe Screenshot 2). Davon ausgehend kann man komfortabel einzelne Aspekte wie gerade benötigt aktivieren oder deaktivieren, Helligkeits- oder Lautstärkeschieber nutzen usw. Die so angezeigten Bedienelemente lassen sich aus einer Auswahl festlegen und in ihrer Reihenfolge anordnen (Feature „Schnelleinstellungen bearbeiten“ / Bleistift).Das Zahnrad für „alle Einstellungen“ führt per Klick zu einer Startseite, die in Screenshot 3 gezeigt wird.
Wer die gute alte Windows-Systemsteuerung bevorzugt und sich da leichter zurechtfindet, hat diese weiterhin ebenfalls zur Verfügung. Wer den Rechner im Wesentlichen als Arbeitsgerät nutzt und nur selten tiefer in dessen Zustände einsteigen muss, wird die neue, an Smartphone-Einstellansichten erinnernde Optik als Erleichterung empfinden. Das wird verstärkt durch dynamisch aufgebaute Ergebnismenüs wie z. B. das in Screenshot 4, die man über einfache Eingaben unter „Einstellungen suchen“ erhält. - Grundlegende Start- und Basis-
Sicherheitseinstellungen leicht nachschaubar
Ansichten mit Optik und Zugänglichkeit wie gerade gezeigt gibt es insbesondere auch zu sicherheitsrelevanten Einstellungen. Die übersichtliche Form der Anzeige beschränkt sich dabei nicht auf Einstiegsseiten wie die zum Thema Gerätesicherheit.Auch wer sich zu Detailaspekten durchklickt, erhält insbesondere „auf einen Blick“-Zustandsinformationen wie in Screenshot 5.Was ist hier der Vorteil? Unter Windows 10 befand man sich zumindest bei neuen Funktionalitäten dieser Art oft auf Detektiv-Mission: Zunächst musste man wissen, welche Sicherheitsoption ab welchem Windows-Release zur Verfügung steht. „Option“ sagt dabei: Kann aktiv sein. Es wäre zu klären: Was ist die Default-Einstellung, „an“ oder „aus“? In Umgebungen mit erhöhtem Sicherheitsbedarf schloss sich Folgendes an: „Hat der Versuch, die Einstellung per zentral verwalteter Sicherheitsrichtlinie zu ändern, gegriffen“? Zur Klärung war sehr oft nötig, genügend aktuelle Microsoft-Dokumentation bzgl. Windows 10 zu finden und zu sichten (Default-Werte) bzw. Richtlinien-Setzungen mühselig am Gerät zu kontrollieren. Funktionalitäten wie die im Beispiel unter Secured-Core-PC-Features gezeigten zählten zu solch wichtigen, doch unter Windows 10 eher mühsam zu prüfenden Aspekten. Wenn Windows 11 zu derartigen Themen entsprechende Ansichten anbietet und diese auch leicht aufzufinden sind, erleichtert das dem IT-Betrieb und den Sicherheitsspezialisten gleichermaßen die Arbeit. Gut so!
Hinweis:
Das sind erst einmal eher grundsätzliche Vorteile unter Windows 11 bzgl. Finden von Einstellmöglichkeiten und Kontrolle des Zustands. Neue, auch sicherheitsrelevante Features wie zum Beispiel „Aufwachen bei Annäherung. Sperren beim Verlassen“ sind ein zusätzlicher Themenbereich (zum Einstieg siehe https://www.microsoft.com/de-de/windows/compare-windows-11-home-vs-pro-versions, Blatt Windows 10 vs. 11). Eine systematische Betrachtung würde den vorliegenden Artikel jedoch sprengen.
Stolperfallen gibt es immer – auch bei einem neuen Rechner mit neuem Windows 11
Beim Wechsel auf einen neuen Rechner ist erfahrungsgemäß mit Aufwand zur Feineinrichtung und zur Eingewöhnung an Eigenheiten zu rechnen. Das ist schon dann der Fall, wenn man nur auf neue Hardware wechselt und bei der bisherigen Betriebssystemversion bleibt. Die Kombination aus neuem Gerät und neuem Windows 11 könnte ein erhöhtes Problempotenzial bedeuten. Kann man wirklich ganz einfach von Windows 10 zu Windows 11 übergehen, wie die Microsoft-Werbung das mit Begriffen wie „einfach“ oder gar „nahtlos wechseln“ suggeriert?
Hierzu im Weiteren ein paar Eindrücke aus dem eigenen Start ohne das Ziel im Auge zu haben, gleich alle bei „Windows 10 vs. Windows 11“-Vergleichen angepriesenen Windows-11-Neuerungen nutzen zu wollen. Die genutzte neue Rechnerausstattung gibt das her (Ressourcen, aktuelles TPM vorhanden, …), doch erst einmal soll im Wesentlichen wie gehabt weitergearbeitet werden. Bei den folgenden Erfahrungsbeispielen geht es nicht um Vollständigkeit, eine Top-N-Problemliste oder Ähnliches. Auch ist gar nicht unbedingt immer klar, ob es bei bestimmten Punkten mit neuem Rechner unter Windows 10 besser gelaufen wäre.
Worum es geht:
Einen Eindruck zu vermitteln, ob ein „switch on and work“-Ansatz ohne Tücken realistisch ist, wenn man sich auf „Arbeiten wie bisher“ konzentriert.
Die folgende Auswahl aus erlebten Anfangsproblemen soll dazu ein Gefühl vermitteln:
- Einstiegsprobleme bei über Dockingstation angeschlossenen Bildschirmen
Erstes Anschließen des neuen Rechners an verschiedene Dockingstations (Büro – verschiedene Plätze je nach Tag und Termin; Homeoffice): Die Trefferquote beim vermeintlich erkannten Bildschirm und dazu ausgewählter „optimaler“ Auflösung war mittelmäßig. Vergleichbares galt für die automatisch eingestellte Aktualisierungsrate.Das Merken der von Hand nachgebesserten Einstellungen hat nicht immer gleich funktioniert. Beim nächsten Anschließen an dieselbe (!) Dockingstation war nicht in jedem Fall die Auflösung oder gar die festgelegte Anordnung von erstem und zweitem Monitor zueinander „wieder da“. Erst nach dem zweiten oder dritten „manuellen Anlernen“ war da Stabilität zu erreichen.Die an den verschiedenen Plätzen genutzten Dockingstationen waren dabei vom selben Hersteller wie das Notebook und hatten unter Windows 10 als Durchreiche für die Bildschirm-Modellerkennung problemlos funktioniert. Wo hier das Problem liegt, ob bei Windows 11, der Dockingstation, irgendwelcher Treiber- oder Graphikmanagement-Software: egal! Die wichtige Beobachtung ist, dass man mit solchen Anfangsschwierigkeiten zu rechnen hat, und das im dümmsten Fall bei jedem neuen Arbeitsplatz aufs Neue. Ganz so schlau in Sachen Bildschirm-Management und „Andocken“ ist Windows 11 also doch (noch) nicht, wie etwa das viel weiter gehende neue Feature „nahtloses Andocken“ suggerieren könnte.Konsequenz für mobiles Arbeiten:
Wo man zum ersten Mal mit einem neuen Windows-11-Rechner arbeiten will, sollte man Zeit für solche Einstellungen für einen externen Monitor einplanen. Das wird bei Anschluss anderer externer Ausgabegeräte, etwa in Besprechungsräumen, nicht anders sein. Das gilt auch für Räume und Ausstattung, die man mit dem alten Windows-10-Rechner schon öfter ohne Anlauf genutzt hat. Neues (besseres?) Betriebssystem heißt also nicht automatisch „problemloser ad-hoc-Start mit bekannter Peripherie“. - Energiesparoptionen: neue Features – gut gemeint, doch nicht unproblematisch
Die Energiesparoptionen (System > Strom und Akku) bei Windows 11 bieten mehr Features als unter Windows 10. Insbesondere gibt es vorbereitete Energieempfehlungen. Hier verbergen sich jedoch Fallen. Kennt man diese Details noch nicht, können die Defaults zu nicht erwarteten Effekten führen. So etwas kommt dann mindestens überraschend, kann beim ersten Erleben während Besprechungen oder beim mobilen Arbeiten sogar einen störenden Vorfall darstellen.Erlebtes Beispiel (Screenshot 7).Ist dies an (Default?), kommt es auf die vorgenommenen Bildschirm-spezifischen Spareinstellungen an.Diesen Zusammenhang muss man kennen, sonst sind unerwartet USB-Geräte wie Maus, Headset usw. bei aus Energiesparzwecken „dunklem“ Bildschirm weg. Sie schalten sich dann erst verzögert nach Wiedererwecken des Bildschirms ein.Mögliche (und erlebte) Folgen: „Headset spinnt zu Beginn eines angenommenen Anrufs“, USB-Maus bewegt den Cursor zunächst nicht – Reaktion auf ein Popup o.ä. misslingt, oder man klickt durch die Verzögerung zumindest nicht das an, was man will.Was erst einmal nach „Schönheitsfehler, etwas Geduld heilt das“ klingen mag, kann im Alltag empfindlich störend sein. Lässt sich ein eingehender Anruf (VoIP-Softclient oder Web-Conferencing-Software) erst nach Entsperren des Windows-Bildschirms annehmen, gehen hier wertvolle Sekunden verloren. Im einfachen Fall ärgert sich ein Anrufer mit dringendem Anliegen nur, dass man erst zurückrufen musste. Geht gar eine Sprachbox-Lösung automatisch dran, muss man gutes Timing für den erfolgreichen Rückruf haben. Unmittelbar zurückgerufen: noch besetzt wg. Sprachbox-Ansage, nach kurzem Warten zurückgerufen: Kollision mit einem zweiten Versuch durch den ursprünglichen Anrufer. Solche und ähnliche Hürden müssen oft erst genommen werden, ehe das Gespräch losgehen kann. Und das alles nur, weil das Energiesparen zum Bildschirm Seiteneffekte hatte.Mit „Bildschirm nie ausschalten bei Netzbetrieb“ als Einstellung alleine ist das geschilderte Problem nicht pauschal vom Tisch. Was als Spareinstellung im Akkubetrieb bei Arbeiten auf Reisen zur Akkuschonung durchaus sinnvoll sein kann, ist bei mobilem Arbeiten im Büro oder Homeoffice, aber auf Akkubetrieb, längst nicht immer schlau – wie gesehen. Hier muss man also abwägen, evtl. auch situativ in die Einstellungen für Akkubetrieb eingreifen oder aus differenziert vorbereiteten Profilen auswählen. Dazu muss man sich entsprechend mit den Einstellmöglichkeiten unter Windows 11 auskennen.
- Probleme bei Feineinstellungen zum Energiemanagement
Einmal bei einer ersten Falle bzgl. Standard-Einstellungen zum Energiemanagement angekommen, wird man also nach einer optimierenden Feineinstellung suchen. Dabei gemachte Erfahrung: ein scheinbar bockiges Verhalten bei Windows 11. Nicht jede über die von Windows 10 bekannten Einstellmöglichkeiten vorgenommene Änderung hatte unter Windows 11 die erwartete Wirkung (Beispiel: Bildschirm ausschalten bei Akku-Betrieb auf „nie“ setzen). Vorläufige Vermutung, die aber erst noch durch weitere Tests verifiziert werden muss: Solche Einstellungen beißen sich mit Defaults unter „Energieempfehlungen“, d.h. man muss an mehreren Stellen in die Voreinstellungen eingreifen.Solche Details klärt man nicht „nebenbei“.Da hilft nur ausführlicheres Testen und Recherchieren. Die Zeit dafür muss man erübrigen können. Für weniger „IT-affines“ Büropersonal, das den Windows-Rechner als fertig eingerichtetes Arbeitsmittel nutzen will und muss, ist so etwas nichts. Solches Personal auf Dauer durchgängig an eine Steckdose oder USB-Stromversorgung zu ketten, ist allerdings auch kein zu modernem Arbeiten passender Lösungsweg. Es muss daher jemand in Vorleistung gehen und gute Kompromisse erarbeiten. - Default-Einstellungen zu neuen Features generieren lästige Meldungen
Eigentlich liegt der Fokus dieses kleinen Erfahrungsberichts ja auf „Arbeiten wie mit Windows 10“. Neue Windows-11-Optionen sollten noch kein Thema sein. Ganz durchhalten lässt sich das jedoch nicht, denn: Bestimmte Neuerungen können per Hersteller-Default aktiviert sein. Fehlt dann zu ihrem Funktionieren eine Voraussetzung, produziert Windows entsprechende Warnmeldungen.Beispiel: Die neue Windows-11-Funktionalität „Sperren beim Verlassen“.Das kann eine nützliche Ergänzung zur automatischen Bildschirmsperre nach voreingestellter Inaktivitätsdauer sein. Die einfachste Basis ist ein mit dem Windows-Rechner per Bluetooth gekoppeltes Smartphone (siehe z.B. https://support.microsoft.com/de-de/windows/automatisches-sperren-windows-ihres-pcs-wenn-sie-nicht-mehr-am-computer-sind-d0a5f536-74ac-0859-820a-4140dac9fcaf#Category=Windows_11). Tatsächlich kann eine ganze Reihe von Lösungen als „Anwesenheitssensor“ dienen (siehe z. B. https://learn.microsoft.com/de-de/windows-hardware/design/device-experiences/sensors-presence-sensing). Das setzt dann eine entsprechende Spezialausstattung des Rechners voraus.Insofern ist nachvollziehbar, dass der Windows-11-Rechner standardmäßig bei aktiviertem „Sperren bei Verlassen“ auf eingeschaltetes Bluetooth prüft, und bei Fehlschlag die folgende Meldung bringt: „Dynamische Sperre funktioniert nicht, weil Bluetooth aus“.Käme diese Meldung nur beim Windows-Start, wäre das kein Thema: Einmal Wegklicken, fertig. Tatsache ist jedoch: Diese Meldung kommt auch in scheinbar unregelmäßigen Abständen, wenn man z. B. den Bildschirm entsperrt. Das kann je nach Situation (eingehender Anruf etc.) oder zumindest auf Dauer so lästig sein, dass User ungeduldig werden können.
Außerdem müllt so etwas den über das Glöckchen-Symbol in der Taskleiste zugänglichen Windows-Benachrichtigungsbereich voll. Wichtigere Benachrichtigungen werden dann evtl. übersehen bzw. der Benachrichtigungsbereich am Ende völlig ignoriert („wird ja doch wieder nur der Quatsch mit Bluetooth und dynamischer Sperre sein“).Wo ist das Problem, könnte man meinen – einfach diese Art von Benachrichtigung deaktivieren, und man hat seine Ruhe? Für einen einzelnen User kann das der Weg sein. Ist das denn auch eine gute Standardeinstellung für alle Windows-11-Rechner in einer Umgebung? Das ist nur dann richtig, wenn man das Sicherheitsfeature überhaupt nicht nutzen will. Dann kann man „dynamische Sperre“ ausschalten, und die Meldung bleibt weg.Was aber, wenn man dynamische Sperre grundsätzlich nutzen, nur Bluetooth nicht in jeder Situation einschalten will? Beim mobilen Arbeiten, gar auf Reise, kann man etwa Bluetooth bei schwindendem Akkustand als vorübergehend „notgedrungen entbehrlich“ ausschalten. Hier erfüllt die genannte Meldung ihren Zweck: Wieder zurück am Arbeitsplatz oder im Homeoffice soll dynamische Sperre greifen. Dazu darf man dann das Wiedereinschalten von Bluetooth nicht vergessen.
Wie so oft gibt es keine goldene Default-Idee für die betrachtete Einstellmöglichkeit. Man sollte sich über typische Arbeitssituationen Gedanken machen, eventuell verschiedene Voreinstellungen anbieten und optimal: deren Nutzen und den Umgang damit erklären.
Fazit
Die kleine Auswahl von Eindrücken und Erfahrungen eines Windows-11-Schnelleinstiegs im Office-User-Alltag zeigt: Man kann von Windows 10 auf Windows 11 übergehen, ohne dass eine aufwändige Umschulung vor Nutzung nötig wäre. Auch wer sich (zunächst) nicht für neue Windows-11-Funktionalitäten interessiert, kann angenehme Veränderungen im Bereich Bedienung ohne größeren Vorlauf nutzen.
Andererseits kann man nicht davon ausgehen, dass in der eigenen Umgebung ein Übergang auf Windows 11 nur mit der Vorbereitung „Rechner mit Windows-11-Installation einführen“ bzw. „Rechnerupgrades auf Windows 11 vornehmen“ erledigt sein wird. Was im Privaten eine kleine, spannende Herausforderung darstellen mag, kann im beruflichen Umfeld wertvolle Zeit kosten. Je mehr Betroffene sich mit kleinen und großen Problemen der präsentierten Art als vermeintliches Einzelschicksal, gar nach Self-Service-Ansatz beschäftigen, umso mehr wird wertvolle produktive Arbeitszeit „versenkt“. Gerade in Umgebungen, die gezielt auf standardisierte Ausstattung achten, wäre das ebenso ärgerlich wie unnötig.
Eine geschickt ausgewählte, möglichst alle relevanten Arbeitssituationen und Konstellationen der Windows-Rechnerausstattung abdeckende Test-User-Gruppe ist da die bessere Idee. Erfahrungen aus „User-Experience“ sammeln, an den Betreiber weitergeben, dort gefundene Lösungen erproben und dann als gute eigene Praxis für Voreinstellungen und Nutzung anbieten – so wird es unterm Strich sinnvoller sein.
Das gilt auch oder gerade, wenn man nicht gleich wegen Windows 11 sämtliche Rechner-Hardware austauschen und wenn man Windows 11 vorerst einfach nur als das „neue Windows mit vollem Support“ nutzen will. Nicht die Andersartigkeit von Windows 11 zu Windows 10 ist dann der Treiber für die Friendly-User-Testidee, sondern die Vermeidung von Zeitverschwendung durch n-mal die gleiche „negative User-Experience“ und deren Behandlung.