Ausschreibung von Providerleistungen

23.08.2019 / Dr. Behrooz Moayeri / Leiter Competence Center Akademie
Thomas Simon / Geschäftsführer und Datenschutzbeauftragter großer Konzerne

Behrooz Moayeri
Thomas Simon

Welche Providerleistungen werden heute noch gebraucht? 

Jede Organisation braucht zumindest den Zugang zum Internet und zum öffentlichen Telefonnetz. Das Internet ist das Haupttor zur Welt, zu Kunden, zu Lieferanten und Kooperationspartnern. Außerdem greift man auf die Cloud meistens über das Internet zu. Trotz der vielfältigen neuen Kommunikationsmöglichkeiten hat aber auch das gute alte Telefon nicht ausgedient. Manche Organisationen brauchen zusätzlich zum Internet und dem öffentlichen Telefonnetz Datenverbindungen, die vom Internet getrennt sind. Beispiele sind dedizierte Verbindungen zwischen Rechenzentren oder ein privates Wide Area Network (WAN) für die Anbindung von Firmenstandorten. 

Quastion-Answer

Wer braucht außer dem Internet noch andere Datenleitungen? 

Es gibt eine Reihe von Anwendungen, für die das Internet allein nicht zuverlässig und sicher genug ist. Selbst bei Anwendung der sichersten Verschlüsselung ist die Internet-Nutzung mit dem Restrisiko von Angriffen verbunden. Ein Beispiel ist Distributed Denial of Service (DDoS). Außerdem kann man im Internet Echtzeitanwendungen nicht von Ende zu Ende priorisieren. Hinzu kommt, dass niemand für eine Übertragung von A bis B über das Internet Service-Level wie Mindestverfügbarkeit garantieren kann. Einer dieser Gründe oder eine Kombination davon kann als Motivation für die Nutzung dedizierter Verbindungen reichen. Ein anschauliches Beispiel ist die synchrone Datenhaltung in zwei Rechenzentren. Dafür werden in der Regel dedizierte Verbindungen genutzt. 

 

Quastion-Answer

Wie sollten Providerleistungen für den Internet-Zugang, die öffentliche Telefonie und das WAN beschafft werden? 

Die heutige Technik lässt Synergien zwischen diesen drei Bereichen entstehen. Zum Beispiel kann die Erschließung eines RZ-Standorts mit Glasfasern für alle drei Zwecke genutzt werden. Für den Internet-Zugang braucht man immer mehr Übertragungskapazität, die nur über optische Kabel möglich ist. Gleiches gilt für den RZ-Anschluss an ein privates WAN. Ist der Glasfaseranschluss im RZ einmal da, kann man ihn auch für den Anschluss an das öffentliche Telefonnetz nutzen. Für Letzteres kommen so genannte SIP-Trunks zum Einsatz. Viele Provider bieten Leistungen in allen drei Bereichen an. Deshalb ist der beste Weg zur Beschaffung dieser Dienste eine Ausschreibung, die eine Nutzung von Synergien zulässt. 

Quastion-Answer

Was gehört in eine Providerausschreibung außer der Angabe der Bitraten für Internet und WAN und der Anzahl gleichzeitig nutzbarer Telefonkanäle? 

Es ist an eine Reihe von technischen Anforderungen zu denken. Zum Beispiel können Provider den Internet-Zugang auch zusammen mit Mechanismen anbieten, mit denen der Schutz vor DDoS-Angriffen implementiert wird. Zum Anforderungskatalog für das WAN gehören auch eventuelle Vorgaben zu Verschlüsselung. Und bei SIP-Trunks macht es schon einen Unterschied, ob eine zentrale oder eine dezentrale Lösung angestrebt wird. Die Liste der relevanten technischen Aspekte für den Internet-Anschluss, das WAN und die Telefonie lässt sich fortsetzen. Zusätzlich zu den technischen braucht man aber weitere Vorgaben. Dazu zählen sogenannte Service-Level-Parameter. Gemeint sind Parameter wie prozentuale Verfügbarkeit und Geschwindigkeit der Entstörung. Einige Organisationen fordern darüber hinaus, dass Provider zertifiziert sind. Üblich sind Anforderungen an ein gemäß ISO 27001 zertifiziertes Information Security Management System (ISMS). 

Der Netzwerk Insider gehört mit seinen Produkt- und Markt-Bewertungen rund um IT-Infrastrukturen zu den führenden deutschen Technologie-Magazinen. Der Bezug des Netzwerk Insiders ist kostenlos.