Low-Cost-Kabelmessgeräte

24.10.2023 / Masood Merzai

Im Falle einer First-Level-Prüfung ist es häufig schwierig, das richtige Kabelmessgerät anzuwenden bzw. anzuschaffen. Damit der Fehler schnell behoben werden kann, müssen die IT-Experten herausfinden, wo die Ursache liegt. Beispielsweise ruft ein Kunde den IT-Support an und berichtet, dass das Kabel defekt ist. In diesem Fall schickt der IT-Support einen Elektriker vor Ort, der die Messungen durchführt und versucht, die Ursache für den Defekt zu finden. Auf dem Markt findet man zahlreiche Kabelmessgeräte mit vielen verschiedenen Funktionen. Ein einfaches Kabelmessgerät kostet ca. 50 Euro. Es gibt jedoch auch welche, die sich in fünfstelligen Bereichen bewegen und somit viel mehr können (z.B. Hochfrequenz-Handheld-Scanner). Welches Messgerät am besten für unser oben genanntes Szenario geeignet ist, wird im Folgenden erläutert.

Der Elektriker muss Folgendes wissen, um die richtige Wahl an Kabelmessgeräten zu treffen:

Kabelbrüche und Kurzschlüsse führen dazu, dass die Verbindung unterbrochen wird und keine Daten übertragen werden können. Die Länge des Kabels ist ebenfalls zu beachten, denn bei Twisted-Pair-Kabel z.B. ist eine Datenübertragung bis zu maximal 100 m möglich.

Abbildung 1: Pin-Belegung nach T568A/T568B

Auch ein Verdrahtungsfehler kann eine der Ursachen für die Kabelstörung sein, weil die Drähte bei der Installation miteinander vertauscht werden können. Wichtig zu wissen ist, welche Pin-Belegung angewendet wurde (T568A oder T568B):

Es ist ebenso möglich, dass Fehler durch das Mischen von Crossover- und Straight-Through-Kabeln entstehen. Ein Crossover-Kabel wird bei direkter Verbindung zwischen zwei Endgeräten eingesetzt, um zu vermeiden, dass zwei gleiche Pins miteinander verbunden werden (RX<->RX/TX<->TX), wohingegen ein Straight-Through-Kabel für eine Festverkabelung zwischen einem Endgerät und einem Switch verwendet werden muss, denn der Switch vertauscht automatisch die Pins.

Abbildung 2: Crossover- und Straight-Through-Verbindung

Das Problem bei PoE-Geräten ist häufig, dass diese bei einer Störung nicht genügend elektrische Leistung empfangen. Beispielsweise liefert das PSE (Power Sourcing Equipment) am Switch nicht genügend Leistung, oder PoE wird auf den falschen Paaren übertragen. Jedoch kann es auch passieren, dass am Ende der Leitung nicht genügend Leistung ankommt, obwohl die PoE-Leistung ausreicht.

Betrachtung der Prüfobjekte:

Bei der Prüfung einer Kabelstörung ist nicht nur das festinstallierte Kabel zu messen, sondern auch die tauschbaren Kabel (Patchkabel) inklusive der Anschlüsse (Channel-Link-Betrachtung). Die First-Level-Prüfung muss am Anschluss des aktiven Systems angesetzt werden, d.h. sie beginnt am Stecker der fehlerhaften Strecke. Erst bei Nicht-Lokalisierung des Fehlers führt man ein Reduzierprinzip oder gar eine HF-Messung durch (Second-Level).

Abbildung 3: Channel-Link-Betrachtung

Fazit

Zusammengefasst kann man festhalten, dass ein Messgerät benötigt wird, mit dem Fehler wie Kabelbrüche oder Kurzschlüsse identifiziert und lokalisiert werden können. Des Weiteren muss das Gerät in der Lage sein, die Länge der Kabelstrecke zu messen. Um die Verbindung auf Verdrahtungsfehler prüfen zu können, ist es notwendig, dass das Gerät über eine Funktion für die Prüfung der einzelnen Adern verfügt. Ebenfalls muss es in der Lage sein zu messen, ob und auf welchen Adernpaaren das Kabel genügend elektrische Leistung überträgt.

Ein Hochfrequenz-Handheld-Scanner ist in unserem Fall nicht notwendig, da die HF-Probleme zu selten für einen nicht funktionierenden Twisted-Pair-Link verantwortlich sind. In unserem Beispiel-Szenario sind keine aktiven Tests erforderlich. Daher reicht ein Equipment bestehend aus einem einzelnen Messgerät aus, welches in der Lage ist, das Kabel auf die oben genannten Punkte hin zu prüfen. Da diese Geräte auch Netzwerktests durchführen können, ist der Preis von 1000-2000 Euro akzeptabel.

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