Am 2. April erschien mein Blog, in dem ich zwei Konzepte für die Nutzung einer App bei der Bekämpfung der Pandemie gegenüberstellte. Darin habe ich mich für ein Konzept der freiwilligen Pandemiedatenspende statt eines nicht nur aus Datenschutzgründen problematischen großflächigen App-Einsatzes ausgesprochen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) ist seit dem 7. April offenbar derselben Meinung: „Das Robert-Koch-Institut stellt ab sofort eine App zur Verfügung, die der Wissenschaft dabei helfen kann, die Ausbreitung des Coronavirus besser zu erfassen und zu verstehen… Die App „Corona-Datenspende“ ist für die gängigen Smartphones verfügbar. Sie funktioniert in Kombination mit Fitnessarmbändern und Smartwatches verschiedener Hersteller. Die Nutzung der App ist freiwillig und pseudonymisiert. Das Robert-Koch-Institut erhält zu keiner Zeit Kenntnis über persönliche Informationen der App-Nutzer.“
Es gibt auch andere Konzepte, wie zum Beispiel das in China angewandte. Es wird berichtet, dass dort ohne die Pandemie-App nichts geht. Angeblich könne man in Teilen des Landes nicht mal den öffentlichen Nahverkehr nutzen, wenn man kein Smartphone mit der Corona-App vorweise, die einem bescheinige, nicht infektiös zu sein.
Einige meiner Bekannten haben überhaupt kein Smartphone. Gibt es etwa eine gesetzliche Verpflichtung zum Besitz eines solchen Gerätes? Jedes Konzept der aktiven Pandemiebekämpfung, das angeblichen Schutz für die App-Nutzer bietet, lebt aber von einem möglichst flächendeckenden App-Einsatz. Das wiederum setzt einen möglichst flächendeckenden Smartphone-Einsatz bei allen Menschen voraus.
Ich respektiere die Arbeit der Wissenschaftler in den verschiedenen Disziplinen der Medizin und Mikrobiologie, die einen entscheidenden Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten. Diese Wissenschaftler sollten aber keine falschen Hoffnungen in Zusammenhang mit einem flächendeckenden App-Einsatz wecken. Ich musste in den letzten Tagen schmunzeln angesichts der Vorstellung, die Messung der Bluetooth-Signalstärke gebe Aufschluss über die Entfernung zu anderen Smartphone-Besitzern. Ich empfehle daher, Rat bei Funkspezialisten zu holen. Diese werden dann erklären, wie ungenau Entfernungsmessungen anhand von Signalstärken sind. Selbst wenn es gelingen würde, die Entfernung halbwegs genau zu messen, ist aus dieser Messung nicht zu erfahren, ob die Smartphones zum Beispiel durch eine Glas- oder Plexiglasscheibe getrennt waren, wodurch zwar die Viren, aber keine elektromagnetische Wellen aufgehalten wurden.
Übertriebene Hoffnungen in Zusammenhang mit einer Pandemie-App spielen jenen in die Hände, die seit Jahrzehnten von totaler Überwachung träumen. Wir müssen aufpassen, dass auf die COVID-19- keine Überwachungspandemie folgt.