Mein Kollege Stückemann hat im Juli über 5G Advanced und 6G geschrieben. Von Dr. Wetzlar können Sie einen Beitrag über den Wettbewerb zwischen 5G und WiFi 7 lesen. Bisher scheint der Trend zu mehr Netzdurchsatz ungebrochen. Der ultimative Kick: 4K-Video im Zug anschauen. Ich muss sie jedoch enttäuschen: Dafür reichen ca. 15 Mbit/s, selbst für LTE (4G) kein Problem. Wofür also 5G und gar 6G?
Im März 2025 wurde mir klar, wofür WiFi 7 benötigt wird. Die Realität in deutschen Grundschulen scheint die intensive und extensive Nutzung von YouTube zu sein. Ich habe mal „Mathe erste Klasse“ bei YouTube gesucht und viele Treffer gefunden, die in den letzten 24 Stunden hochgeladen wurden. Nun stellen Sie sich 200 Kinder vor, die gleichzeitig auf YouTube-Inhalte zugreifen. Je besser die Tablets, umso größer die Bildauflösung. Multiplizieren Sie 200 mal 5 Mbit/s, und Sie kommen auf 1 Gbit/s. Bessere Videoqualität bedeutet noch mehr. Ist WiFi 7 in der Schule im Einsatz, wird der Internetanschluss zum Engpass. Ich bin sicher, dass in den nächsten Jahren die Glasfaseranschlüsse Richtung Multiple Gigabit aufzurüsten sind. Und irgendwann hat WiFi 6 ausgedient. Deshalb fand ich es klug von einer kommunalen Verwaltung, in einer Grundschule mehrere Klassen in der Turnhalle gleichzeitig auf YouTube zugreifen zu lassen um zu testen, ob moderne WiFi-7-Access-Points besser als WiFi-6-Access-Points sind. Ergebnis: Sie sind es. In dem Test vielleicht wegen der wesentlich schnelleren Prozessoren der neueren Modelle, künftig jedoch auch sicher wegen der höheren Übertragungskapazität.
Wird die Grundschule in wenigen Jahren mehr als 10 Gbit/s benötigen? Das kann sein. Dafür sind die Glasfasern da. Die Frage ist jedoch, was die Killerapplikationen sind, die mit 5G nicht mehr auskommen werden. Der Microsoft Flight Simulator bringt es laut Hersteller auf 180 Mbit/s. Ich kenne jedoch niemanden, der den Flight Simulator mit Mobilfunk nutzt.
Seit ca. 40 Jahren habe ich mit Netztechnik zu tun. In den ganzen 40 Jahren war die Regel: Erreicht die Netztechnik einen neuen Meilenstein im Durchsatz, werden bald Endgeräte und Applikationen folgen, die den höheren Durchsatz nutzen. Nun habe ich jedoch in IEEE Spectrum gelesen, dass der jährliche Zuwachs der mobilen Bitrate von ca. 50 % in 2016 auf ca. 20 % in 2023 zurückgegangen ist. Im Festnetz erlebte der jährliche Zuwachs mit Corona einen Spitzenwert von 50 %. Nun liegt er bei weniger als 15 %. Kommen wir in eine Sättigung?
Ich bin der Meinung, dass in sich den nächsten Jahren die Anforderungen im Netzbereich von der einseitigen Ausrichtung auf Durchsatz zu mehr Berücksichtigung von Verfügbarkeit und Sicherheit bewegen werden.





