Atos will den Geschäftsbereich Unified Communications & Collaboration an Mitel verkaufen

27.01.2023 / Martin Egerter

Die obenstehende Überschrift (oder so ähnlich formuliert) steht seit Kurzem über den verschiedenen Artikeln der einschlägigen Seiten im Internet. Sie deutet damit auf eine Veränderung im Markt der Telekommunikationstechnik hin, was wiederum diverse Fragen über die Zukunft von Atos Unify aufwirft.

Doch der Reihe nach:

Als ich zum ersten Mal von dieser Nachricht hörte, habe ich mich spontan an meine allerersten Erfahrungen mit Telefonie im Allgemeinen erinnert. Meine Großeltern hatten Mitte der 60er-Jahre so ein schweres, schwarzes Gerät in der Diele stehen. Heute weiß ich, dass es aus Bakelit bestand. Man konnte einen Griff abheben, über eine Drehscheibe eine Zahlenkombination eingeben und wenn man Glück hatte, über den besagten Griff am Ohr jemanden hören und mit dieser Person sogar sprechen. Hat man diesen schwarzen Kasten dann hochgehoben und umgedreht, so war deutlich „SIEMENS“ als Hersteller dieses Gerätes zu lesen.

Verzeihen Sie mir bitte den Ausflug in die Nostalgie, doch zwischen diesen Zeiten und heute ist nun einmal sehr viel passiert. Was hat sich hier getan?

Es würde wohl deutlich den Rahmen dieses Blogbeitrages sprengen, wenn ich jetzt auf die gesamte Historie eingehen würde. Nur so viel sei mir gestattet zu sagen, dass über unterschiedliche Wege und Markennamen das auf interne Unternehmensnetze ausgerichtete Telefoniegeschäft von Siemens letztendlich bei Atos „landete“ und nunmehr an Mitel verkauft werden soll (die Siemens-Sparte für öffentliche Telefonie ist seit Jahren schon Teil von Nokia).

Unify als Kommunikationslösung spielt für viele unserer Kunden eine zentrale Rolle. Insofern ist für diese Kunden die Frage nach der Zukunft dieser Lösung naheliegend.

Mitel hat nämlich selbst diverse vergleichbare Produkte in diesem Kontext im Portfolio.

Deshalb drängen sich folgende Fragen auf:

  • Was passiert also mit Unify perspektivisch als Bestandteil des Portfolios der Fa. Mitel?
  • Werden die Unify-Lösungen in die Produktlinien von Mitel integriert, oder bleibt es bei einer sozusagen eigenen Produktlinie, die separat weiterentwickelt und gepflegt wird?
  • Werde ich als Unify-Kunde damit automatisch zu einem Kunden von Mitel?
  • Wie sieht die Integration der Lösung technisch aus? Wie ist es in Zukunft um die spezifischen Features und Leistungsmerkmale meiner Unify-Umgebung bestellt?
  • Was ist mit den – oftmals seit Jahren – bestehenden Service- und Wartungsverträgen? Werden diese durch das gleiche Servicepersonal, welches in der Regel sehr unternehmensspezifische Kenntnisse der Kommunikationsinfrastruktur hat, bedient?
  • Wenn ich mit dieser Entwicklung am Markt unglücklich bin, muss ich dann die Kommunikationsinfrastruktur evtl. auf einen anderen Hersteller umstellen? Welcher Aufwand und welche Kosten sind in einem solchen Fall damit verbunden?

Das sind nur einige Fragen, die sich mir in diesem Zusammenhang ad hoc aufdrängen.

Fazit

Solange der „Deal“ zwischen Atos und Mitel nicht final abgeschlossen ist, können die oben gestellten Fragen wohl noch nicht abschließend beantwortet werden. Dadurch entsteht viel Spielraum für Spekulationen. Es bleibt also spannend. Kunden bzw. Anwender der Unify-Lösungen sollten aus Sicht des Autors dieses Beitrages die weiteren Entwicklungen in diesem Zusammenhang genau im Auge behalten. Die möglicherweise erforderliche Umstellung auf einen anderen Hersteller der Kommunikationsplattform ist naturgemäß nicht nur mit hohen Kosten, sondern typischerweise auch mit hohen internen Aufwänden verbunden und erfordert deshalb eine entsprechende Budget- und Ressourcen-Planung, die wohl in den wenigsten Fällen kurzfristig erfolgen kann.

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