Teams-Erweiterung Live Events: Pro und Kontra

Behrooz Moayeri

In der relativ kurzen Zeit seit dem Ausbruch der Pandemie ist der Bekanntheitsgrad von Kommunikationslösungen wie Cisco Webex, Microsoft Teams, BlueJeans und Zoom rasant gestiegen. Weniger bekannt ist die Teams-Erweiterung „Live Events“.

ComConsult hat die eigenen Seminare zunächst auf Microsoft Teams umgestellt. Das hat verhältnismäßig reibungslos geklappt. Wie wir von Microsoft erfahren haben, hat dieser Anbieter in wenigen Wochen die für Teams genutzten Cloud-Ressourcen vervielfacht. Das ist bei anderen Anbietern sicher ähnlich.

Dann kam aber der unerwartet große Zuspruch beim Webinar der Woche. Von Donnerstag zu Donnerstag stiegen die Teilnehmerzahlen bis weit in den dreistelligen Bereich. Es war klar, dass das Maximum von 250 Teilnehmern an einer Teams-Session bald erreicht sein würde.

Gleichzeitig haben uns einige Interessenten gebeten, für anonyme Teilnahmen in dem Sinne zu sorgen, dass sich die Teilnehmer gegenseitig nicht „sehen“, weder bei Termin-E-Mails noch bei der Session selbst. Die gegenseitige Sichtbarkeit der Teilnehmer ist bei Microsoft Teams gewollt. Schließlich handelt es sich um ein Werkzeug für Zusammenarbeit („Collaboration Tool“). Man arbeitet gerne mit Leuten zusammen, die man zumindest virtuell wahrnimmt.

Aus den beiden oben genannten Gründen, d.h. Skalierbarkeit und Datenschutz, haben wir das Webinar der Woche ab dem 23. April auf „Live Events“ umgestellt. Dabei handelt es sich um eine Erweiterung von Microsoft Teams. Der Teilnehmer braucht kein neues Tool, sondern nutzt den Teams-Client auch zur Teilnahme an „Live Events“. Im Unterschied zu normalen Teams-Sessions sieht ein normaler Teilnehmer aber nur die Referenten, nicht die anderen Teilnehmer. Ferner kann ein Zuschauer bei einem Live-Event als Rückkanal nur Chat nutzen, nicht Audio oder Video. Ein Live-Event ist also Rundfunk und Fernsehen ähnlicher als einer Konferenz. So ist auch die Begriffswahl: Der Organisator des Live-Events heißt „Produzent“. Wie in der Abbildung 1 dargestellt arbeitet er mit einem virtuellen Regiepult, um Audio- und Video-Streams zu starten und zu beenden.

Microsoft Teams Live Events

Abbildung 1: Microsoft Teams Live Events

Im Gegensatz zum Rundfunk und Fernsehen sind aber die Teilnehmer für den Produzenten sichtbar. Er ist auch für die Verwaltung der Rückfragen zuständig. Er kann sie verwerfen oder auch für die anderen Teilnehmer sichtbar machen, wie aus der Abbildung 2 hervorgeht.

Verloren geht natürlich das Erlebnis der persönlichen virtuellen Begegnung (auch mit anderen Teilnehmern). Legt man darauf großen Wert, findet man in Live-Events nicht das richtige Medium. Man muss sich also zwischen der persönlichen Begegnung und der Anonymität entscheiden – schon bei der Auswahl der Session-Art.

ComConsult veranstaltet auch virtuelle Sessions mit persönlicher Begegnung, für die wir zurzeit Cisco Webex, Zoom, BlueJeans oder Microsoft Teams nutzen (müssen). Wir nutzen aber auch andere Werkzeuge, wenn unsere Kunden das wünschen, zum Beispiel den immer zuverlässig funktionierenden Telefonkonferenz-Raum unserer Telefonanlage oder die Konferenzmöglichkeit über FaceTime auf den Apple Endgeräten.

Abbildung 2: Rückkanal für die Teilnehmer

Die verschiedenen Tools haben alle ihre Vor- und Nachteile. Dies gilt insbesondere für die Stabilität der Übertragung in Abhängigkeit von der Zahl der Teilnehmer und der Uhrzeit, die Möglichkeit, Inhalte komfortabel zu teilen sowie den Bedienungskomfort im Allgemeinen. Manchmal funktioniert nur die Audio-Funktion. Video ist oft, aus nicht nachvollziehbaren Gründen, einfach nicht möglich. Es scheint, trotz aller Beteuerungen der Provider, dass die Netze und die Konferenzressourcen überlastet sind. Das ist auch nicht anders zu erwarten.

Für denjenigen, der mit einer Vielzahl solcher Tools umgehen muss, nicht immer eine Freude. Wir probieren alle Sessions vorher aus, was somit immer zusätzlichen Aufwand bedeutet, der allerdings immer noch wesentlich geringer ist als die Anreise für eine kurze Besprechung. Somit ist der zusätzliche Aufwand zu verschmerzen.

Für große Ereignisse, bei denen die persönliche Begegnung ohnehin nicht möglich ist, nutzen wir zurzeit die Teams-Erweiterung „Live Events“.

Hier möchte ich Ihnen aber eine Erfahrung nicht vorenthalten, die wir zumindest bis in die erste Maiwoche gemacht haben: Solange in der westlichen Hemisphäre der Tag nicht angebrochen war, reichten die Cloud-Ressourcen bei Microsoft offenbar problemlos aus, auch für Live-Events. Sobald aber ganz Nordamerika wach war, ab ca. 16 Uhr unserer Zeit, konnte man häufig keine Live-Events mehr starten (normale Teams-Sessions waren nicht betroffen). Dieses Verhalten war so berechenbar und reproduzierbar, dass die Vermutung naheliegt, die Live-Events werden in der Cloud bewusst zurückgewiesen. Ein etwaiger Grund kann der hohe Ressourcenverbrauch solcher Events sein.

Wundern Sie sich also bitte nicht, dass wir schon mal von dem einen zum anderen Werkzeug wechseln. .

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