Im Netzwerk Insider vor 20 Jahren: Ethernet (noch immer) auf dem Vormarsch

08.01.22 / Dr. Markus Ermes

Markus Ermes

Vor 20 Jahren wurde im Netzwerk Insider der schon damals stattfindende Siegeszug von Ethernet diskutiert, das in vielen Bereichen viele Technologien ablösen konnte. Hat Ethernet in den letzten 20 Jahren noch weitere Opfer gefordert?

Die Situation vor 20 Jahren

Vor 20 Jahren war Ethernet bereits sehr verbreitet, und Bandbreiten bis 1 Gbit/s waren sowohl für Kupfer als auch für Glasfaser kein großes Problem mehr. Für Glasfaser war im Januar 2002 die Standardisierung von 10 Gbit/s absehbar und über 10 Gbit/s für Kupfer wurde auch schon diskutiert.

Ethernet hatte sich zu jener Zeit bereits sehr erfolgreich gegen Token Ring und FDDI durchgesetzt. Auch ATM war damals nur noch für Weitverkehrsnetze (WANs) und nicht mehr lokal (LANs) interessant. Im Bereich des WANs war eine weitere Verbreitung von Ethernet durchaus abzusehen. Insbesondere Wavelength Division Multiplexing wurde hier schon als relevante Technik für Ethernet identifiziert.

Im Server-Bereich gab es seinerzeit noch ein paar mögliche Konkurrenten, die als „Shooting Stars” bezeichnet wurden: Infiniband und Fibre Channel-2. Die Bandbreiten bei Infiniband betrugen damals bereits bis zu 6 Gbit/s!

Der SAN-Bereich war vollständig außen vor. Hier war Fibre Channel der Platzhirsch und – zumindest im Unternehmensbereich – für kritische Storage-Netze nicht wegzudenken.

Ethernet heute

In den letzten 20 Jahren hat sich der Siegeszug von Ethernet weiter fortgesetzt. Die Bitraten erreichen mittlerweile bis zu 400 Gbit/s bei Spine-Switches, im Server-Bereich sind 10 Gbit/s schon fast die untere Grenze für alles, was nicht Management- und Monitoring-Traffic ist. 25 Gbit/s pro Port sind klar auf dem Vormarsch, und es existieren Adapter und Switches mit bis zu 100 Gbit/s für den Server-Bereich.

10 Gbit/s lassen sich derzeit auf Strecken bis zu 100 m problemlos über Kupferkabel übertragen. Da hatte der Artikel vor 20 Jahren recht: Mit Cat 3 und Cat 5 ist hier kein Blumentopf zu gewinnen, doch mit Cat 6a und Cat 7 ist das kein Problem.

Am Client ist die Entwicklung leider etwas langsamer verlaufen. 1 Gbit/s ist am Endgerät – egal ob Workstation oder Notebook – immer noch die Regel.  Es gibt vereinzelte Systeme, wie zum Beispiel der iMac Pro von Apple, die bereits 10-Gbit/s-Kupfer-Anschlüsse haben, sie bilden jedoch die Ausnahme. Doch tut sich hier etwas: Durch die schnellen Internetanschlüsse auch im Privatbereich sowie durch schnelles WLAN spielen 2,5 und 5 Gbit/s eine zunehmende Rolle.

Im WAN ist Ethernet mittlerweile auch die Technologie, die alle anderen Kandidaten verdrängt hat. Leistungsfähige WDM-Systeme sorgen dafür, dass sich mehr als 200 Kanäle über ein Glasfaserpaar transportieren lassen, ein jeder davon, beispielsweise Ethernet, mit einer Bandbreite von 100 Gbit/s.

Im SAN gewinnt Ethernet ebenfalls zunehmend an Bedeutung. Waren sie vor 20 Jahren noch eine Domäne von Fibre Channel, so werden SANs zunehmend mit Technologien wie iSCSI und Fibre-Channel-over-Ethernet realisiert. Fibre Channel hält sich weiterhin und wird uns noch eine ganze Weile erhalten bleiben, doch Ethernet ist mittlerweile, gerade „auf der grünen Wiese“, eine echte Alternative!

Infiniband, damals „Shooting Star“, hat sich jenseits des High-Performance-Computings nicht durchgesetzt. Der große Vorteil ist und bleibt die unglaublich niedrige Latenz, die jenseits von Nischenanwendungen kaum eine Rolle spielt, gerade im Licht von Ansätzen wie Microservices.

Fazit

Ethernet war schon vor 20 Jahren sehr erfolgreich und hat seinen Siegeszug unbeirrt fortgesetzt. Es hat seine Herausforderer ohne große Anstrengung in den Schatten gestellt und stellt mit der Verfügbarkeit von Ethernet-basiertem SAN sogar das altehrwürdige Fibre Channel auf die Probe. Und selbst das in vielen Haushalten und Unternehmen allgegenwärtige WLAN wäre ohne eine dahinterliegende Ethernet-Struktur nicht in der heutigen Form möglich.

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