Sommer, Sonne – Notebookstress?

18.07.2023 / Oliver Flüs und Tanja Ulmen

Hohe Temperaturen sind Stress für elektronische Geräte. Der hier betrachtete Beispielfall des Notebook-Einsatzes an heißen Tagen betrifft ein Gerät, bei dem unnötige vorzeitige Ausfälle nicht nur vermeidbare Kosten verursachen.

Störungen oder bleibende Defekte stören Arbeitsabläufe, ein notwendiger Gerätewechsel ist eine Form von Einrüstzeit, also unproduktiv. Häufiger vorkommende, besonders heiße Sommertage machen derartige Vorfälle wahrscheinlicher. Wie kann man damit geschickt umgehen?

(Auch) Endgeräte brauchen geeignete Umgebungsbedingungen

Bei Technikräumen mit Netzkomponenten, Serverräumen und Rechenzentrumsflächen wird gezielt darauf geachtet: Sorgt man für gute Betriebsbedingungen, trägt dies maßgeblich zur Ausfallsicherheit und erfahrungsgemäß auch zur Langlebigkeit von IT-Equipment bei.

Klimatisierung gehört bei Server- und Rechenzentrumsräumen zur Standardausstattung. Man investiert hier einiges an Planungsaufwand und Mitteln. Die Umgebungsbedingungen werden möglichst konstant in einem optimalen Korridor von Luftfeuchtigkeit und Temperatur gehalten.

Ziel: Es sollen gar nicht erst Situationen entstehen, in denen die Geräte in Grenzbereichen laufen müssen, die Hersteller noch als tolerabel angeben. Ergänzend wird gezielt in unmittelbarer Nähe der Geräte mit Thermometern gearbeitet, die in ein IT-Monitoring eingebunden sind. Viele Geräte, deren Einsatz an zentraler Stelle vorgesehen ist, bringen zudem eingebaute Temperaturmesser und die Möglichkeit zur Meldung an Monitoring und Alarmierung mit.

Am Endgeräte-Arbeitsplatz sind die Gegebenheiten an heißen Tagen oft anders. Der Mensch kann sich bedingt per Kleidungswahl auf warme Räume einstellen. Was ist jedoch mit den dort genutzten Endgeräten? Technisch gesehen ist z.B. ein Notebook ähnlich anfällig für allzu hohe Temperaturen wie ein Gerät im zentralen IT-Bereich. Für die Person, die dieses Gerät für ihre täglichen Aufgaben nutzt, ist es dabei ähnlich wichtig wie die zentralen IT-Lösungen. Was nützen mir hochverfügbare zentrale IT-Services und ein gut funktionierendes Netzwerk für den Weg dorthin, wenn das Endgerät schlapp macht?

Mobilitätsanspruch und gute Betriebsbedingungen – das kann schwierig werden

Viele Gebäude wurden zu einer Zeit errichtet und ausgestattet, als lange heiße Sommer nicht so häufig vorkamen und so extrem waren wie in den letzten Jahren. In Server- und RZ-Räumen kann man Maßnahmen zur Sicherstellung guter Betriebsbedingungen für das Equipment gezielt konzentrieren. Aufwand und Kosten stehen hier in einem angemessenen Verhältnis zur erzielbaren Wirkung.

Im Endgeräteumfeld wird vergleichbares Vorgehen in Kombination mit dem Ziel tragbarer Kosten schnell zum sprichwörtlichen Kampf mit Windmühlen. Zu viele Räume, zu unterschiedliche Gegebenheiten, und dann auch noch der heute selbstverständliche Mobilitätsanspruch: Den regelmäßig genutzten Arbeitsplatz im Sommer ganztätig auf erträglicher Temperatur zu halten, fällt je nach Räumlichkeiten schon schwer. Will man dies auch noch in vielen und verschieden häufig genutzten „Bedarfsräumen“ wie Besprechungsräumen, Bereichen mit Projektarbeitsplätzen o.Ä. erreichen, gehen die Kosten leicht durch die Decke.

Mit Blick auf die Hitzebelastung für Endgeräte darf man den Transport bei Mobilität nicht vergessen. Auf dem Weg von Raum A zu Raum B liegt es fallweise nahe, den Notebookrucksack oder die notebooktaugliche Tasche mit Arbeitsmitteln mitzunehmen. Viele Dinge möchte oder soll man nicht unbeaufsichtigt zurücklassen, manches wird man am Zielort B auch wieder brauchen. Warum dann das Hauptarbeitsgerät Notebook nicht im dafür vorgesehenen Fach transportieren? Es auf der Hand zu balancieren, um unterwegs noch erreichbar zu sein, irgendetwas noch schnell durchzulesen usw., gehört dank Smartphone mit geeigneten Apps und sicherer Einbindung in die Arbeitsumgebung meist der Historie an. Hier lauert eine weitere Gefahr: Wärmestau beim Transport.

Luftige Sommerkleidung – und was macht das Endgerät?

Im ersten Moment mag man meinen: Hier stimmt etwas mit den Prioritäten nicht. In Räumen, in denen es für die Arbeitsausstattung gefährlich heiß wird, sollen Menschen noch ihrer Arbeit nachgehen? Dieser Gedanke umfasst mehrere Fallen, an die man nicht automatisch denkt.

Ein laufendes Gerät ist selbst eine Wärmequelle. Je höher die im Moment notwendige Leistung, desto mehr spielt das ergänzend zur Umgebungstemperatur eine Rolle. Im Grunde erlebt man das auch spürbar und hörbar. Ein stark beanspruchter Rechner wird deutlich wärmer, und irgendwann meldet sich ein eingebauter Lüfter. Passiert das gelegentlich, beachtet man das nicht. Die Vorkehrung funktioniert ja, nach einer Weile hört der Lüfter wieder auf und im Gerät herrscht erneut eine annehmbare Temperatur.

Wird der Lüfter zum Dauerläufer, ist die Lage eine andere. Je nach Geräuschentwicklung stört das zunächst nur bei der Konzentration. Wie würde man als Mensch reagieren, wenn es gefühlt dauerhaft zu warm wird? Man lockert die Kleidung. Das Arbeitsgerät kann das nicht: Der Lüfter ist schon der Ventilator, der warme Luft abtransportieren und evtl. noch ein wenig kühlenden Luftzug erzeugen kann.

Voraussetzung jedoch: Man überfordert diese technische Lösung nicht und lässt sie möglichst ungehindert arbeiten. Voraussetzung auch: Eine abkühlende Maßnahme kann wirken, bis ein Mindesterfolg erzielt ist.

Allerletzte Rettung vom Hersteller oder via Betriebssystem: Viele Geräte können sich selbständig herunterfahren und abschalten, wenn eine festgelegte Temperatur überschritten wird. So soll ein hitzebedingter Gerätedefekt, unmittelbar oder durch Verschleiß wegen anhaltender zu hoher Wärmebelastung, vermieden werden. Der Preis hierfür allerdings: Eine vorläufige Zwangspause, bis das Gerät so weit abgekühlt ist, dass es ein Wiedereinschalten zulässt.

„Neulich im Besprechungsraum“

Eine kleine Anekdote, vom Autor selbst live miterlebt: Mitten in einer Besprechung verabschiedete sich das zur Präsentation genutzte Notebook sehr kompromisslos: Fehlermeldung mit Hinweis auf „zu heiß“, automatisches Herunterfahren via Betriebssystem, Gerät aus – kein Mausklick oder Versuch per Tastatur durch die präsentierende Person konnte das stoppen. Dabei war es zwar warm, doch nicht quälend heiß im Raum.

Was war passiert? Irgendein freundlicher Mensch hatte am Tisch mit dem Präsentationsequipment ein paar Nettigkeiten abgestellt. Dazu gehörte ein Teller mit den typischen Besprechungsraum-Keksen. Dumm nur: Der Teller stand aus Platzgründen nah neben dem Notebook – genau dort, wo auch die Lüftungsschlitze des Geräts zu finden waren. Ein schön handliches, kleines und flaches Gerät zudem – viel Raum für Lüftung gab es daher leider sowieso nicht. Wie heiß es durch den Wärmestau im Gerät geworden sein muss, zeigte der Keksteller. Die mühselig noch vom Lüfter trotz des Hindernisses aus dem Gerät geblasene Luft hatte den schokoladigen Teil der Kekse verflüssigt!

Im Nachhinein mag man über den Vorfall lachen, zumal das Notebook ihn heil überstanden hat und sich nach einer spontan eingeschobenen Kaffeepause wieder einschalten und nutzen ließ. Für den Besprechungstermin war das allerdings zumindest eine Störung. Außerdem: Man stelle sich vor, Vergleichbares passiert am Arbeitsplatz, hier allerdings als ähnlich gnadenloser Shutdown bei verschiedenen geöffneten Dateien. Sind diese danach alle noch intakt? Was ist mit den letzten Eingaben, die man nicht mehr speichern konnte? Ist das Gerät wieder arbeitsfähig, bevor die nächste Websession ansteht, an der man per Telefon nur eingeschränkt teilnehmen kann?

Was kann man tun, worauf kann man achten?

Hitze und Endgeräte, am Typ Notebook vorgeführt, bilden durchaus ein Thema, bei dem sich ein kleiner Check lohnen kann, ob man das inklusive Anekdote andiskutierte Risiko gezielt reduzieren kann. Wo sinnvolle Ansatzpunkte sind, hängt von verschiedenen Faktoren, Arbeitssituationen, gewählte Geräteausstattung, Grad der Mobilität usw. ab.
Statt eines Versuchs, hier mit einer vollständigen Checkliste und Auswahlkriterien oder Ähnlichem zu helfen, daher nachfolgend nur ein paar Beispiele, wie man mit gezielten Fragestellungen ansetzen kann:

  • Lässt sich bzgl. Lüftung und Möglichkeit zum Abkühlen etwas bei der Ausstattung verbessern?

Hier kann man das mit der Besprechungsanekdote angekratzte Thema „freie Abluft“ vertiefen. Je freier ein Gerät steht, desto besser können Lüfter und Lüftungsschlitze wirken. Vielleicht kann hier z.B. ein kleiner Laptopständer zumindest bei bestimmten Fällen nützlich sein, insbesondere bei Geräten mit Lüftungsschlitzen an der Unterseite? Solche Ständer gibt es „für kleines Geld“ und sogar in gut transportabler Form, etwa zum Pendeln zwischen regelmäßig im Wechsel genutzten Orten. Wer so etwas schon als Ausstattungsoption im IT-Portfolio hat, wenn auch aus anderen Gründen, kann dies sofort prüfen und evtl. die Option aktiver anbieten oder für bestimmte Gerätemodelle direkt vorsehen.

Abkühlung kann auch im ausgeschalteten Zustand erleichtert werden, etwa beim Transport. Nicht jede Tasche bzw. jeder Rucksack mit Notebookfach ist hier gleich gut geeignet.

  • Passt die Rechnerausstattung zur Arbeitsbelastung des Geräts?

Ein Endgerät, das im Sommer immer mal wieder länger den Lüfter einschaltet, ist zunächst normal. Wird das zum Dauerzustand, sobald man den Rechner mehr als zum Lesen von Mails oder Bearbeiten kleiner Dateien nutzt, sollte man aufmerksam werden. Kommt es schon bei niedrigen Raumtemperaturen je nach Arbeitsweise häufiger zum Dauerlüften, lohnt sich ein Check. Vielleicht kann man verschiedene automatisch gestartete Hintergrundprogramme entbehren und auf manuellen Start bei Bedarf umstellen. Vielleicht ist dies jedoch mittlerweile die falsche Rechnerausstattung für die konkreten Aufgaben am betrachteten Arbeitsplatz. Ein Gerät, das permanent „am Limit“ arbeiten muss, hindert beim produktiven Arbeiten und verschleißt schneller durch dauernd erhöhte Temperatur.

  • Kann ich bei meinen Routineabläufen bzgl. Mobilität etwas verbessern, zumindest an besonders warmen Tagen?

Mindestens ist es klug, sorgfältig darauf zu achten, dass man ein Gerät „in Ruhe“ transportiert, wenn man es in Rucksack o.Ä. verstaut. Der Energiesparmodus ist da erfahrungsgemäß keine glückliche Wahl. Tipp: Die Konfiguration bzgl. „Deckel zuklappen“ zu prüfen und zu überdenken, kann helfen. Ein zu schnell zugeklapptes Gerät kann den von Hand gewählten Vorgang unterbrechen, wenn dieser etwas anderes auslöst. Insbesondere beim Einpacken vor einem längeren Weg, etwa dem Pendeln zwischen Büro und Wohnung, lohnt sich an dieser Stelle Achtsamkeit. Holt man im Winter am Zielort einen Rechner heraus, der bei Transport gut umhüllt weiter vor sich hingearbeitet hat und entsprechend warm ist, war das ein kleines Versehen. Transportiert man das Gerät im Sommer in dieser Form, evtl. noch im heißen Kofferraum, kann dies bleibenden Schaden anrichten. Wer es besonders gut machen will, achtet vielleicht auf die Reihenfolge vor dem Aufbruch: Erst Gerät herunterfahren, dann Schreibtisch aufräumen, Kaffeetasse wegbringen usw., im Anschluss Geräte einpacken und losgehen. Ein paar Minuten zum Abkühlen im passiven Zustand sind besser als nichts.

Nur ein paar Ideen, als Anregung gemeint – der IT-Bereich und dessen Kundschaft können hier mit gezielten Einfällen, passend zum jeweiligen Alltag, durchaus etwas ausrichten. Das lohnt sich – besser als eine plötzliche Zwangspause oder gar die Notwendigkeit zum Wechsel auf ein Ersatzgerät zur Unzeit!

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