Funkfrequenzkataster retten Nerven

15.06.2021 / Thomas Steil

Thomas Steil

Aktuell sehen wir insbesondere bei modernen Gebäudeinfrastrukturen eine rasante Zunahme von funkbasierten Systemen. Es macht auch durchaus Sinn, in Bestandsgebäuden auf die umfangreiche Nachverkabelung zu verzichten, zumal diese zeitaufwändig und damit teuer ist. Da bieten sich Systeme an, die an zentralen Stellen kabelgebundene Gateways bereitstellen und dort die Signale der einzelnen Systeme konzentrieren und ins Netz weiterleiten. Ebenso nimmt die Anzahl der Mesh-Netzwerke stetig zu. Dabei senden die einzelnen Systeme nicht direkt an das Gateway, sondern an einen erreichbaren Nachbarn, der das Signal dann weitergibt, bis es schließlich zu einem Gateway gelangt. Hier ist aber klar, dass beim Ausfall eines zentralen Mesh-Teilnehmers unter Umständen komplette Netzbereiche vom Gateway abgeschnitten werden.

Für die ComConsult GmbH ist die Fehlersuche in Funknetzen nicht neu. Wir haben schon vor über 10 Jahren Probleme in Funkdiensten von Gebäudesteuerungskomponenten gesucht. Damals hat beispielsweise der LTE-Upstream eines Mobiltelefons im Bereich von 832 bis 862 MHz gelegentlich in den Bereich von Enocean-Lichtschaltern und Raumthermostaten eingestrahlt, welche auf 868,3 MHz senden. Dieses Problem besteht heute nicht mehr, da die Enocean-Empfänger schmalbandiger sind und sich daher nicht mehr vom Mobilfunk stören lassen. Allerdings ist durch die starke Zunahme funkbasierter Systeme auch die „Funkverschmutzung“ enorm angestiegen.

Eine Lösung dieser Probleme ist nicht in Sicht, da die Komponenten nur auf den zugelassenen ISM-Bändern (Industrial, Scientific and Medical Band) senden dürfen. Und hier beobachten wir eine rasante Zunahme der Teilnehmer. Dabei sind WLAN, Bluetooth und ZigBee noch die Systeme, die naheliegend sind. Aber den ein oder anderen überrascht es vielleicht doch, dass auch Mikrowellenherde und radarbasierte Bewegungsmelder im 2,4GHz Band senden. So ist es bei unseren Fehlersuchen schon vorgekommen, dass ein schlecht geschirmter Mikrowellenherd in einer Produktionsanlage das produktionskritische WLAN gestört hat.

Beim Aufwärmen des Mittagessens fiel die Produktion aus. Diesen Zusammenhang muss man erst einmal erkennen. Ich selbst nutzte in meinem Büro gelegentlich ein Display, das ich über Miracast im 2,4 GHz Band bespielt habe. Gelegentlich funktionierte dies aber ausgesprochen schlecht. Eine Messung daraufhin ergab, dass die Bewegungsmelder der Einbruchmeldeanlage, die in meinem Büro verbaut sind, ebenfalls auf der Frequenz von 2,4 GHz senden. Und manchmal teilten sich dann mein drahtloser Displayadapter und die Einbruchmeldeanlage denselben Kanal.

Abbildung 1: Funkfrequenzkataster auf Grundlage bisheriger Projekte

Da wir diese Probleme in unterschiedlichsten Konstellationen häufig in unseren Projekten vorfinden, sind wir dazu übergegangen, ein Funkfrequenzkataster zu führen. Darin nehmen wir alle Funkdienste auf, die im konkreten Projekt bzw. Gebäude aktuell verwendet werden und von denen man weiß, dass sie vorkommen. WLAN und Mobilfunk sind nahezu immer vorhanden. Jetzt ist das Erstellen dieser Tabelle nicht das eigentliche Problem, sondern die Integration in die internen Abläufe. Es muss eine zentrale Stelle im Unternehmen geben, das diese Tabelle verwaltet, und es muss allen anderen bekannt sein, dass es diese Stelle gibt und man dort seine funkbasierten Komponenten einträgt. Wie so ein Funkfrequenzkataster aussieht, ist in der folgenden Abbildung 1 dargestellt.

Sollten Sie Interesse an diesem Funkfrequenzkataster haben, schreiben Sie uns eine Mail und wir schicken es Ihnen zu.

Es verhindert zwar keine Störungen, aber erleichtert die Suche nach Fehlern ungemein und schont somit zumindest die Nerven der Troubleshooter.

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